Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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vielfach die Pachtwirtschaft; man begnügte sich mit Anlage etlicher Ackerhöfe und Gärten in dem herrenlosen Dumpfland, nutzte das Gebiet durch Bau von Mühlen oder Ziegeleien industriell, vergab es aber im übrigen gegen Zins an Bauern. Und hiermit rückt der kulturell bahnbrechende Orden auch noch in anderer Hinsicht in die Reihe der Wohltäter der Mark: er ward gleichzeitig einer ihrer größten Germani- satoren. Günstigere Verbindungen zur Berufung von Siedlern ließen sich ja kaum denken, da die weitverzweigte Zisterziensergenossenschaft in Altdeutschland leicht zur Einwanderung anregen konnte. Und die Klosterleute in der Mark standen sich gut, zahlten nur mäßige Jahrespacht von jeder Hufe, den Dreißigsten an den Pfarrer und leisteten dazu ein paar Tage Fron. Da zumeist leichterer Maldboden zur Verteilung gelangte, wurden die Hufen derHagendörfer" die (Ortsnamen aufHagen" deuten im nordöstlichen Deutschland meist auf Zisterziensergründung doppelt so groß wie die sonstigen Hufen geschnitten?) Auf solche Meise entstand eine Menge junger Ortschaften, von denen manche, wie Klosterfelde bei Arnswalde, Klosterdorf bei Strausberg, Klosterwalde bei Templin oder Abtshagen bei Arnswalde ihren Ur­sprung offen verraten, unter denen sich aber von Anfang an auch Städte befanden z. B. ist das 1232 von Leubus aus gegründete Müncheberg in seinem Namen ebenfalls ein Denkmal der arbeitsfrohen Zisterzienserpioniere. Auch kleinere Flecken verdankten ihre Entstehung manchmal einem Kloster; so wuchsen bei den Kioster- gebäuden die Flecken Zinna und Lehnin heran.

Neben solchem Glanz der Zisterzienser konnte sich nun das Gestirn der anderen in jener Zeit aufstrebenden Orden nicht erheben. Das galt zunächst von den drei Ritterorden, die das Zeitalter der Areuzzüge geschaffen hatte. Die Templer erwarben von ihnen noch den größten Besitz in der Mark, besonders in der Neumark, kolonisierten aber, wie schon die Ortsnamen Tempelhof bei Berlin, Templin in der Mittelmark und Neuentempel bei Strausberg besagen, auch anderswo. Anfangs standen hinter ihnen die Johanniter weit zurück,") die Albrecht der Bär s sSZ von einer Palästinawallfahrt zusammen mit den Templern in die Mark geführt und im folgenden Jahre mit der Kirche zu Merben a. d. Elbe ausgestattet hatte. Erst nach Aufhebung des Templerordens zu Anfang des 14 . Jahrhunderts gelangten die Zohanniter durch Zuweisung der meisten Templergüter zu größerem Besitz. Un­bedeutend blieb dauernd der Grunderwerb der Deutschritter auf märkischem Boden; von einigem Besitz in der Altmark abgesehen, gehörte ihnen nur das damals sächsische Dahnsdorf bei Belzig, wo sich dem Anschein nach auch eine Komturei befand?)

Die asketischen Kartäuser, eine Abzweigung der Benediktiner, die zu ihren Niederlassungen mit Vorliebe größere Handelsplätze wählten, kannte man in unserer Provinz lange Zeit gar nicht, und auch später mußten sie sich mit einem ein­zigen Frankfurter Konvent begnügen. Die sonst in Deutschland weitverbreiteten Augustiner-Chorherren wi eder blieben den Bistümern Brandenburg und

') Minier: Zisterzienser II, ?s.

tz v. Winterfeld: Geschichte des ritterlichen Drdens St. Johannis (Berlin Z85g) S. 637 ff.

Voigt: Geschichte des Deutschen Ritterordens 2 Bde. (Berlin Z857sy.)