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Minoriten und den Dominikanern oder Predigermönchen, die beide im ersten viertel des 13. Jahrhunderts entstanden und reißend schnell Verbreitung fanden. Ihr Erfolgs) war teils durch ihre Grundsätze bedingt, die mit ihrer Forderung der Selbstverleugnung und strenger Askese die zisterziensischen in den Schatten stellten und damit den Orden gewaltiges Ansehen beim Volke schufen; vornehmlich aber darin, daß die Bettelmönche, die Zeitlage begreifend, ihr Arbeitsfeld in die Städte verlegten, sich überhaupt allein in ihnen ansiedelten. Denn die städtischen Aommunen befanden sich jetzt in ungeahntem Aufschwung, und Minoriten und Dominikanern glückte nun, was die prämonstratenser vor 100 Jahren zu früh und mithin umsonst erstrebt und die Zisterzienser bewußt von sich gewiesen hatten: die geistliche Beherrschung der städtischen Massen.
Schon ein Jahrzehnt nach ihrer Anerkennung durch den Papst erschienen die Franziskaner auf märkischem Boden in Ziesar und kurz darauf, anscheinend noch vor 1237, auch in der Altstadt Brandenburg. Dann reihte sich bis zum Ende des Jahrhunderts — nur in der Neumark erfolgten die Niederlassungen meist erst im nächsten Säkulum — eine Gründung an die andere. In Stendal, Berlin, Frankfurt, Gransee, Ayritz, Salzwedel, Prenzlau, Arnswalde, Cottbus, Angermünde, Königsberg, Dramburg begegnen uns weitere Franziskaner, in Ruppin (schon 124-6), Strausberg, Angermünde, Wriezen, Seehausen, Brandenburg-Neustadt, Cölln, Prenzlau, Soldin, Frankfurt, Sorau und Luckau Dominikaner. Daneben hatten die Orden in benachbarten Orten sog. „Termineien", eigene Häuser als Absteigequartier für reisende Brüder. Und überall erhoben sich neben den Bettelmönchsklöstern auch ihre einfachen Hallenkirchen mit dem bescheidenen, die Altarseite des Schiffs nur wenig überragenden Glockenturm, der gewissermaßen die Demut der Brüder versinnbildlichen sollte. Da die Predigermönche sich anfangs ganz als Romanen fühlten und auch im allgemeinen nicht die Beliebtheit der Minoriten genossen, so gewannen sie langsamer Boden als jene. Dafür fielen ihnen allmählich die höheren Stände zu, ja sie erfreuten sich besonderer Förderung durch die askanischen Markgrafen, wie denn das um 125-1 durch Otto III. zu Strausberg und das 1268 durch Otto den Langen in Brandenburg gestiftete Dominikanerkloster zeigen, daß der Orden mit den Zisterziensern in erfolgreichen Wettbewerb um fürstliche Gunst getreten war. In richtiger Erkenntnis ihrer Bedeutung für Kirche und Hierarchie förderten auch die Päpste die Bettelmönche durch unerhörte Privilegien. Allerorten durften sie predigen, Messen lesen und absolvieren, und bald waren sie die begehrtesten Beichtiger von Hoch und Niedrig geworden.
Inzwischen hatte der christliche Eifer, der sich vor allem während des 11-, 12. und 13. Jahrhunderts so bezeichnend in Ordensgründungen kundtat, auch die Frauenwelt ergriffen, und sie ließ sich dank ihrer empfindsameren Anlage noch lebhafter von der religiösen Zeitströmung bewegen. Die Nonnenklöster, wenngleich den früheren Jahrhunderten keine unbekannte Erscheinung, traten nun ebenfalls in die Periode vollster Blüte; freilich darf für die Mark am wenigsten vergessen werden, daß die
Winter: Zisterzienser II, 125 .