Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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dörfern fernzuhalten suchten, weil sie sich selbst die vollen Einnahmen daraus zu wahren trachteten; und noch um 1275 traf man in der Uckermark Zustände, die viele Bauern noch ungetanst erscheinen lassen?) Allein da Krche und Markgrafen gleich eifrig auf Christianisierung des Landes ausgingen, wurde man solcher Widerstände doch zumeist rasch Herr.

Bereits im 12. Jahrhundert sind auch auf dem Lande in der Mark nicht wenig Pfarrgemeinden nachweisbar, natürlich nur im Westen, im Havel- und Elbgebiet. Daß aber bei dem unfertigen Zustande der Besiedlung und Bekehrung der Landschaft auch hier die parockien zunächst erhebliche Rämne umfaßten, liegt trotz des Fehlens beweisender Urkunden amTage. Die Zustände werden also denen ähnlich gewesen sein, die wir aus den benachbarten Kloniallanden Sachsen und Mecklenburg kennen. Als dort in Sachsen 1122 zu Mauen eine Airche gegründet wurde, erhielt sie einen Bezirk von zehn Geviertmeilen, und das Bistum Ratzeburg besaß sogar noch 1230 erst 1? Pfarreien. Die regelmäßige Seelsorge gestaltete sich überdies um so schwieriger, als man anfangs offenbar wendische und deutsche Gemeinden möglichst schied, da sie sich doch nicht vertragen hätten. In den Städten verlieh man den Wenden auch wohl besondere Gotteshäuser, die dann vielfach am Aiez, vor der Stadtmauer und außer­halb des deutschen Stadtteils, lagen; hier ward den Leuten in der Regel auch in ihrer Sprache gepredigt. War aber die Wendenbevölkerung, wie häufig in den Städten, zu geringzählig für eine eigene Kirche, so wies man ihr wenigstens gesonderte schlechtere Plätze in der deutschen Airche an. Daß noch vor wenigen Jahrzehnten die Havelberger Kiezer minder günstige Airchenstände hatten, muß als Nachklang solches alten Zustands gelten?)

Indes mit dem Jahre 1350 etwa war auch in der Mark Brandenburg erreicht, daß jedermann unter der pflege einer Kirche und eines Pfarrers stand; Gründungen neuer Pfarrgemeinden kommen seitdem kaum noch vor. Und wie eng das Netz der Gotteshäuser sich über das Land hin spann, beweist die Tatsache, daß schließlich im Lebuser Sprengel nur 18 Dörfer kirchenlos waren, und daß dort selbst Ortschaften von 13 und 1? Hufen ihr Gotteshaus besaßen?) Die Zahl der Pa- rochien war sogar nicht unerheblich größer als heute: aus manchem jetzt zur kilia herabgesunkenen Dorfe werden uns die Namen von Pfarrern überliefert; und sehr bezeichnend für den Abereifer der psarrgründungen ist es, daß schon 1360 die Airchen von Etzin und Knobloch wieder unter einem plebanen vereinigt werden.müssen, weil das Einkommen beider Pfründen anders nicht genügte. Während die Airchen selbst nach vollendetem Bau keine besondere Ausstattung empfingen und Kircheneigentum, wo es sich gegenwärtig findet, als späteren Ursprungs gelten muß, erhielten die Pfarrer festen Grundbesitz. Als Regel galt die Zuweisung von 2H Hufen; Pfarr- land von nur einer Hufe, wie es im havelländischen Marzahne vorkam, gehört zu den Seltenheiten. Wohl aber wurden in denneuen Landen", östlich und nördlich von Havel und Spree, 1257 vier Hufen als Norm bezeichnet, und die Pfarre von

tz Guttmann HH5.

2) Guttmann qH-z. v. Niesten 52y.