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hinzuweisen haben, daß sich gewiß, wie noch jetzt in katholischen Gegenden, hier und da abseits der größeren Gemeinden auf einem Hügel ein Kalvarienberg, ein Berg- kirchlein, bisweilen auch nur ein Altar erhob und Versorgung heischte. Wir kennen einzelne solcher Stellen in dein noch heute ruinenbedeckten Kapellenberg bei Blankensee^) nahe Potsdam und im Kirchenberge bei Nedlitz, wo anscheinend Kalvarienberge bestanden, während sich bei Niemegk sowie bei Trebnitz in der Nähe von Müncheberg Einzelaltäre im Freien erhoben. Vor allem aber verlangte der Dienst an den zahlreichen in Kirchen und Kapellen den Heiligen gestifteten Altären jene nach unseren Begriffen ungeheuere Zahl von Klerikern.
Der Heiligendienst hat in den ostelbischen Koloniallanden insofern von Anfang an eine besondere Rolle gespielt, als gerade er den Menden das Christentum in einer
Abb. 8. Zerstörte Kapelle von Blankensee.
Ausnahme von Herrn Bibliothekar Lüdicke.
ihnen verständlichen Form näher brachte. Ihr Polytheismus hatte sich den Himmel mit einem bunten Heere göttlicher oder übermenschlicher Wesen bevölkert, und hörte nun im Heiligenkult verwandte und vertraute Töne angeschlagen; daß man sich den guten St. Veit zum heidnischen Swantowit zurechtgestutzt hatte, ward bereits erwähnt. Aber auch bei den Deutschen erfreute sich die Verehrung der Heiligen großer Beliebtheit, und sie konnten sich nicht genug tun in Aufnahme neuer oder gesteigerter pflege älterer Kulte. Nicht nur, daß Kirchen, Kapellen und Altäte auf die Namen von Kirchenheiligen geweiht und damit ihrem absonderlichen Schutze unterstellt wurden: auch die verschiedenen Berufsstände wählten sich jeder seinen eigenen Schutzpatron
') L. Schneider: Die Ruinen auf dem Kaxellenberge bei Blankensee (Märkische Forschungen V, 85 ff.), die 1909 durch die „Deutsche Ansiedlungsbank" barbarisch zerstört worden sind.