Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
Seite
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verständlicher Patron erschien. Wo sich Peterskirchen oder -kapellen fanden, lagen sie daher als Beispiele mögen Dom-Brandenburg und Stendal gelten auf dem Kieze vor der Stadt. Die feste Verbindung, in die St. Paulus schon durch die Weihe des. Juni als Peter-Pauls-Tages mit Petrus getreten war, äußerte sich indes auch in der Mark vielfach in gemeinschaftlicher Widmung von Kirchen und Altären. Der Heidenapostel allein, der ja in der päpstlichen Kirche zu­rücktrat, wurde auch hier nur ausnahmsweise Schutzpatron; heißt ein Gotteshaus nach seinem Namen, so handelt es sich wohl durchweg um Dominikanerkirchen, da Paulus, der gewaltige Prediger, das Patronat über die sächsische Ordensprovinz der Predigermönche innehatte.') Übrigens erkennt man seine dem Petrus stark unter­geordnete Stellung deutlich auch daran, daß auf dem Lande Peter und ebenso Hans als Vorname sehr beliebt, Paul aber kaum gekannt ist. Unter 143 Vor­namen, die ich für Bauern der Brandenburger Gegend aus dem Jahre 1488 fest­stellen konnte, entfallen 16 auf Peter und gar >,8 auf Hans Paulus aber kommt nicht ein einziges Rial vor?) Unter den übrigen Aposteln stand Andreas in besonderen Ehren, auch er vornehmlich Fischerpatron. Sein Name ist als Taufname sehr üblich unter jenen 143 Bauern lassen sich neun nach ihm rufen, und im Jahre 1563 trifft man unter 163 bäuerlichen Besitzern gar 22Andres", während sich Petrus damals mit 14 und 5t. Johannes-Hans mit neun zufrieden geben muß. Und wenn Petrus in der Brandenburger Diözese nur über drei Altäre verfügt in der Havelberger freilich spielt er eine gewichtigere Rolle, besitzt Andreas deren zehn und hält damit unter den Aposteln den Rekord; nur Johannes Evangelista kommt ihm mit sieben Altären ziemlich nahe. Das Apostelpaar Philippus und Jakobus, dem der s. Mai als Tag ihrer Reliquienniederlegung in der römischen peterskirche ge­weiht war, tritt deshalb auch meistens gemeinsam auf. Da Jakobus nach der Tra­dition mit einer Walkerstange erschlagen war, so machten ihn die Tuchmacher zu ihrem Schutzheiligen; besonders scheint er also auch in der Mark dort verehrt zu sein, wo jene ein wesentliches Element der städtischen Bevölkerung ausmachten. Endlich besaß Matthias, der Ersatzapostel, zwar nur vereinzelt einen Altar, aber da er fH88 und 1563 dreizehn bzw. neun jener havelländischen Bauern den Rufnamen ge­geben hat, so muß er immerhin ein recht volkstümlicher heiliger gewesen sein.

Die Evangelisten von Johannes abgesehen - waren als Schutzpatrone in der Mark nicht sonderlich angesehen; weder Matthäus noch Markus oder Lukas be­sitzen im Brandenburger Sprengel einen eigenen Altar, und auch als Mitinhaber kommen sie nur selten in Betracht. Spätere heilige haben ihnen gleich den Aposteln den Rang abgelaufen.

Obenan unter diesen standen verschiedene Frauen. Die heilige Katharina von Alexandrien, als eine der 14 Nothelfer in der ganzen mittelalterlichen Kirche

*) Da in der Brandenburger Matrikel (s. Curschmann a. a. O.) die Klosterkirchen, als außerhalb der bischöflichen Diözesanrechte stehend, nicht aufgeführt sind, so ließ sich die Zahl solcher Paulskirchen hieraus nicht bestimmen.

2) Nach einem Rechnungsbuch des Brandenburger Domkapitels (Domkapitul. Archiv zu Brandenburg).