Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Vielfach führten diese Spitäler nach einem Cluster in Rom den Namen Heilige Geist-(St. Spiritus-) Spitäler, waren sonst aber zumeist der heiligen Gertrud oder St. Georg geweiht, der als ritterlicher Held Schutz­patron der Soldaten und auf diesem Umwege neben der edlen Abtissin auch der der Verwundeten und Kranken geworden war. Im Brandenburger Sprengel zähle ich s527 neun Spiritus-, acht Gertruds- und fünf Georgsspitäler, während sich in einem weiteren halben Dutzend von Fällen die letzten beiden Heiligen in die Schutzherrschaft teilen. Die Erinnerung aber an diese alten frommen Stiftungen lebt auch dort, wo sie selbst verschwunden sind, noch vielfach in Gertrauden-, Georgen- oder Heiligengeist- Gassen und -Straßen fort.

Außerordentlich verbreitet war des weiteren in der Mark der Kultus des Heiligen Nikolaus vo n M yra oder Bari. Seine Verehrung stammte aus dem Morgenlande und war nach Deutschland erst zur Zeit Kaiser Ottos II. gewandert, dessen Heirat mit der byzantinischen Prinzessin Theophano dadurch kirchlich epochemachend wurde, als man jetzt viele Reliquien und Heilige vom Orient über­nahm?) Er galt als Patron der Familie und der Kinder, ward besonders aber als Schirmer der Schiffer und Fischer und überhaupt als Retter aus Sturmes- und Wassersnöten gefeiert. In den wasserdurchfluteten und sturmgepeitschten Nieder­landen, dessen Bevölkerung zu allen Zeiten seetüchtig war, war seine Verehrung daher vor allem heimisch man hat wohl gemeint, daß Nikolaus hier als Schutzpatron kurzweg in die Stelle des Wotan eingerückt sei, dem man als helfendem Gott bisher insonderheit gehuldigt hatte. Jedenfalls aber wird es niederländischen Siedlern^) zu­zuschreiben sein, wenn dem Heiligen in der Mark nicht nur zahlreiche Stätten bevor­zugten Dienstes erwuchsen, sondern sein Kult sich so fest wurzelte, daßNiklas" ja noch heute im märkischen Volksglauben seine Rolle spielt. Oft begegnet man auch dem Vornamen Klaus in unserer Liste von l?88 heißt jeder zehnte Bauer Klaus, und schon diese gemütliche Abkürzungsform läßt ja auf eine gewisse herz­liche Vertrautheit mit dem ursprünglichen Namensträger schließen. Von Johannes ab­gesehen, der, wie er zum Hans wurde, auch in den Familiennamen Hansen, Iohannsen und ähnlichen fortlebt, verdanken auch wohl keinem anderen Heiligen derart viele Geschlechter ihr nomen gentile. Als Nikolai, Klaaßen, Klausen, Klaußen u. dgl. wird der heilige Nikolaus noch durch Jahrtausende auch in der Mark sichtbare Spuren hinterlassen. Naturgemäß entsprach diesem Ansehen des Heiligeil auch die Zahl der auf ihn geweihten Kirchen oder Kapellen in der Mark: zu Brandenburg, Perleberg, Kyritz, Wilsnack, Pritzwalk, Treuenbrietzen, Jüterbog, Oranienburg, Kremmen, Neuruppin, Spandau, Oderberg, Lübben, Freienwalde, Frankfurt, Prenzlau, Berlin, Calau, Stendal gab es solche Gotteshäuser St. Nikolai. Und wenn die Lage der meisten dieser Ortschaften am Wasser zeigt, daß man dem Heiligen auch bei uns vor­nehmlich als Retter aus dem feuchten Elemente huldigte, so lassen seine Kirchen­patronate zu Jüterbog, Calau und Treuenbrietzen doch erkennen, wie man ihn als

>) Hauck IV, 7,.

2) Daneben haben ohne Zweifel auch die Zisterzienser, die unsere Heimat dem Sumpf abrangen, die Nikolausverehrung ausgebreitet.