Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Sturmheiligen zu schätzen wußte. In einer stattlichen Zahl von anderen Grien, z. B. in Templin, Nauen, Mittenwalde, Cöpenick, Bernau und Belzig, hatte Nikolaus zum wenigsten Altäre in den Kirchen inne.ft

Unter den sonstigen in den Kirchenkult der Mark übergewanderten heiligen verdient der eine oder andere Interesse, weil sein Auftreten charakteri- stisch ist, obwohl seine Verehrung vielleicht gar nicht verbreitet war.

Da ist zuvörderst St. Briccius, dem eine uralte Kapelle auf einer höhe über Belzig geweiht ist. Briccius war ein niederländischer Mönch, der schwerer Un­zucht beschuldigt und darum gezwungen wurde, sich der Feuerprobe zu unterwerfen. Er wurde auf einen glühenden Rost gelegt, kam aber unversehrt davon und bewies so die Grundlosigkeit jener Verdächtigung; die Kirche kanonisierte ihn hierauf. Da nun Albrecht der Bär im Verein mit dem Brandenburger Bischof um l l 5080 das Belziger Land mit Siedlern aus Flandern und Holland besetzt hat und der Bricciuskapelle zum ersten Male I (86 Erwähnung geschieht, so haben offenbar die niederländischen Fremdlinge die Verehrung des in ihrer Heimat und außerdem in Südfrankreich besonders gefeierten Briccius mit sich in die Mark gebracht. Aber nur an dieser Stätte und im benachbarten Beelitz hat der heilige sich einen Namen zu machen vermocht.

Als Liebling des Kurfürsten Friedrichs II., also erst um die Mitte des 15. Jahr­hunderts, kam St. Erasmus in unsere Provinz; der Kurfürst weihte ihm zu Ehren die Burgkapelle in seinem neuen Schlosse zu Berlin und öffnete ihm durch dies Beispiel auch andere Kirchen in der Mark.

St. Wolfgang wieder hatte sich der Markgraf Johann Cicero vor allem erkoren, und da seine Verehrung in einem bayrischen Kloster entsprungen zu sein scheint/) so wird auch sie erst durch die Hohenzollern zu uns gekommen sein, wie um­gekehrt dank dieser fürstlichen Beziehungen die lebhafte Verehrung des heiligen Blutes in Franken ihren Einzug hielt. Mit Hilfe schwäbischer Kaufleute gründete Johann sogar St. Wolfgangsbrüderschaften zu absonderlichem Dienste dieses heiligen und ließ sich selbst in die Berliner Brüderschaft als Mitglied aufnehmen.

Wir kommen hiermit zu den geistlichen Brüderschaften, einer für das mittelalterliche religiöse Leben gerade in unserer Mark höchst kennzeichnenden Er­scheinung. Ihr Zweck war verstärkte Versicherung ihrer Mitglieder auf die Selig­keit, die die Kirche dem frommen Gläubigen zwar im allgemeinen gewährleistete, die der Laie aber analog der gesteigerten Heiligkeit des Klerus und des Mönchstums aucki noch in erhöhtem Maße zu erringen hoffte. Wie weit solch eine Fürsorge gehen mochte, zeigt das Beispiel des Degenhard Pfaffinger, eines Rates Kurfürst Friedrichs des Weisen von Sachsen, der die Mitgliedschaft von 35 Brüderschaften erwarb.

Die Mark Brandenburg aber konnte, was die Zahl dieser Vereinigungen an­langte, den Vergleich mit allen Nachbarländern wohl ertragen. Zunächst gab es da

ft Über Nikolaus s. besonders die Monographie des Archivars Schnell: Der heilige Nikolaus von Myra. Brünn ;88Z.

ft Bossert: Die Kirchenheiligen der Provinz Brandenburg (Jahrbuch für brandend. Kirchengeschichte I, 29s).