mals geworden; sein Verdienst um diese erschöpft sich darin, daß er der ruhigen Entwicklung nicht entgegentrat, was seine zäheren Amtsgenossen von Havelberg und Lebus auch ferner dauernd unternahmen.
Kurfürst Joachim I. selbst hat im Februar «333 Melanchthon zu sich nach Berlin berufen und mit ihm disputiert: eine höchst merkwürdige Tatsache, über die wir leider nicht genauer unterrichtet sind. Kündigte sie etwa den Anbruch eines Umschwungs in der Gesinnung des Fürsten an? In seinem aus dem Oktober s53H stammenden Testament vertrat Joachim doch noch einen schroff entgegengesetzten Standpunkt, indem er feine beiden Löhne Joachim und Hans in feierlichster Form zum Festhalten an Rom verpflichtete und sie dann auch zu einem persönlichen Eid in diesem Sinne zwang; desgleichen spricht der Eifer, womit er damals auf die Vermählung des Kurprinzen mit der strengkatholischen Prinzessin Hedwig von Polen drängte, wenig für die Absicht religiösen Stellungswechsels. Allein der unerwartete Tod des Kurfürsten, am l h Juli s533, förderte dann um so mehr die große Entscheidung zu Wittenbergs Gunsten.
Die Übertragung der östlichen Gebiete an Markgraf Hans, die der Verewigte entgegen dem Interesse des brandenburgischen Kurhauses verfügt hatte, war offenbar in der Absicht erfolgt, den jüngeren Sohn dadurch fester an die alte Kirche zu ketten, der er, wie der Vater zweifellos wußte, innerlich noch fremder als der Kurprinz gegenüberftand. Indes diese Berechnung schlug völlig fehl. Hans von Tüstrin, entschlossener als sein kurfürstlicher Bruder, stellte sich alsbald freundlich zur Reformation, begünstigte die Berufung evangelischer Prediger und gestattete auch den Gemeinden förmlichen Übertritt zur neuen Lehre, bis er sich ihr selbst im Jahre s538 öffentlich anschloß. Damit aber wuchs für Joachim II. die Schwierigkeit, seinen mit der Aufrechterhaltung des Papismus fortan doppelt unzufriedenen Untertanen die religiöse Freiheit vorzuenthalten. Auch des Kurfürsten eigene Hoffnung auf Erwerb der reichen märkischen Kirchengüter für den Staat trieb zur Entscheidung; denn diese verflüchtigten sich schon zusehends, indem teils die bedrängten Klöster in steigendem Maße ihren Besitz an Gemeinden oder Private veräußerten, teils auch abziehende Mönche das bewegliche Klostereigentum mitgehen hießen. Wartete man also noch lange, so hatte der Kurfürst dereinst das Nachsehen.
Zunächst erwiesen sich dennoch die alten Beziehungen und Bedenken stark genug, um den entscheidenden Schritt hintanzuhalten; und überdies hing Joachim mit Inbrunst dem Gedanken nach, daß sich im friedlichen Ausgleich die Vereinigung von Wittenberg und Rom noch immer vollziehen lassen könne. Deshalb ist seine Haltung während der ersten Regierungsjahre ein wundersames Lavieren, hervorgerufen durch den Wunsch, sich freie Hand nach beiden Seiten hin zu halten. Er gestattete also hier die Annahme eines evangelischen Geistlichen und dementsprechende Änderung des Kirchenwesens, und verwehrte sie an anderer Stelle wieder; er errichtete f536 ein Domstift zu Tölln mit völlig katholischen Formen und zog gleichzeitig bereits — z. B. in Boitzenburg und Frankfurt — Klostergut ein. Immerhin trat s538 Joachims Absicht einer gemäßigten Kirchenveränderung offener hervor. Er rief im April Melanchthon zu sich und wußte einen Monat später in Bautzen den König Fer-