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empor, ihre Volksgenossen trieb man aus dem Lande. Aber schon der ewig geld- bedürftige Joachim II- rief sie wieder herein, und einer von ihnen, Lippold, gelangte als Hofbankier und Beirat des Kurfürsten zu großem Einfluß. Nur desto energischer räumte sein Sohn und Nachfolger Johann Georg mit dem emporgekommenen Judentum auf, und nun blieb es für volle hundert Jahre vom Boden der Nlark verbannt.
Erst Kurfürst Friedrich Wilhelm brach mit dieser Gewohnheit, indem er 1671 fünfzig aus Wien verwiesene jüdische Familien in verschiedenen märkischen Städten aufnahm, die jetzt der Kern für neue Gemeinden wurden. So leiten die Iuden- gemeinden in Berlin, Potsdam, Frankfurt und Landsberg a. W. ihren Ursprung von dieser österreichischen Einwanderung her, und bereits 1700 ward die Berliner Synagoge vollendet. Allein von einer Anerkennung als Staatsbürger waren die Juden natürlich noch weit entfernt, und in dieser Richtung brachte weder das Generaljudenprivileg Friedrich Wilhelms I. vom 29. September 1730, noch das Privileg des großen Königs, der die Verhältnisse der Israeliten am 17. April 1750 regelte, nennenswerte Fortschritte. Daß der Erstgenannte wiederholt seinen Günstlingen Iudenprivilegien verlieh — d. h. das Recht, eine oder mehrere jüdische Familien ins Land zu rufen und sich dafür von ihnen bezahlen zu lassen — zeugt von seiner geringen Achtung vor den Juden; und den harten Äußerungen Friedrichs des Großen über sie entspricht auch das Verbot des Hauserwerbs durch Juden im Reglement von 1750. Sie blieben also ferner „Schutzjuden", deren Einwanderung unter Kontrolle stand und die möglichst in bestimmtem prozentualen Verhältnis zur Gesamtbevölkerung erhalten wurden.
Aber ihre Zahl in der Kurmark während des 1, 8. Jahrhunderts gibt folgende Tabelle Auskunft. Wan berechnete
im
Jahre
s750:
3872
Juden
//
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1760:
4502
//
//
s770:
5838
//
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1780:
5858
//
//
//
1790:
563-1
//
//
//
1800:
57-18
,/
,/
//
180s:
6002
//
Selbstverständlich hatte hiervon Berlin die stärkste Kolonie, und obschon Friedrich II- durch mancherlei beschränkende Verfügungen der wachsenden Zahl und dem wachsenden Wohlstand der Berliner Israeliten entgegenzuarbeiten suchte, mehrte sich die Gemeinde doch von 2188 Seelen im Jahre 1750 auf 3636 im Jahre 1802. Aber auch in Frankfurt, prenzlau, Potsdam und Brandenburg wohnten schon mehr als hundert Israeliten.
Unter Friedrich Wilhelm II. hob sich die Stellung der Juden; hier und da verlieh der König in Berlin an Juden das Bürgerrecht. Aber von Grund aus brach mit den geltenden Bestimmungen erst der Neubau des durch Napoleon zerschlagenen preußischen Staates. Das Iudenediktvom 11. Nlärz 1812 verlieh den Juden
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