218
-es Bären (113^—1170) beginnt bei uns eine städtische Entwicklung kräftig einzusetzen, die zeitlich nzit dem Emporblühen vieler neuer Städte in Altdeutschland, u. a. sei an München und Lübeck erinnert, zusammenfällt und in einer Epoche stattfindet, in der die Begriffe Stadt und Stadtrecht in Altdeutschland allgemeine Geltung und feste Ausprägung erlangen?)
> Die bei weitem größte Zahl der märkischen Städte entstand im 12. und
13. Jahrhundert unter dem Einfluß der machtvollen, durch die askanischen Markgrafen geförderten und in langsamer Stetigkeit nach Osten vordringenden deutschen Aolonisation. Fast möchte man von einem Gründungsfieber sprechen, das in jenen Tagen herrschte, denn manche Ortschaften, die als Städtchen (oppiäa) auftreten, konnten sich als solche nicht behaupten, sondern sanken in der Folgezeit zu Dörfern (villae) herab, so z. B. Nitzow in der prigmtz, p otzlow i n der Uckermark, Beiersdorf im Barnim und Falkenh agen im Kreise Lebus? )
Wenn wir von der Altmark absehen, so gehören zu den am frühesten mit Stadtrecht begabten Ortschaften Havelberg und besonders Brandenburg, die sich an bischöfliche Sitze anlehnen und bereits um die Mitte des zwölften Jahrhunderts, also schon unter Albrecht dem Bären, als wichtige Aulturzentren sowie Verkehrsmittelpunkte erscheinen. Diese märkischen Städte werden nun zum großen Teil nicht völlig frisch begründet, stehen vielmehr in Altstadt Brandenburg, Havelberg, perleberg, Berlin, Töpenick, Zossen, Lebus, Zielenzig, Aönigsberg und N)ol- denberch) in örtlichem Zusammenhang mit älteren slawischen Burgen oder Dörfern; doch fehlt es auch nicht an Neugründungen, wie z. B. Mittenwalde und Müncheberg.
Uber die Entstehung der Städte, die mehrfach als Zwillingskommunen (Salzwedel, Brandenburg, Berlin) auftreten, liegt nur wenig urkundliches Material, keinerlei chronistische Aufzeichnung vor?) und besonders ist die Geburtsstunde der Schwesterstädte Berlin-Eölln in undurchdringliches Dunkel gehüllt. Sicherlich war der Einfluß des kirchlichen Mittelpunktes von Neu-Vstdeutschland, Magdeburg, in der Frühzeit märkischer Städtegeschichte sehr groß. Dort lebte zur Zeit Albrechts des Bären Erzbischof Wichmann. Er kannte die Herrlichkeit lombardischer Städte und bestätigte, „die Freiheit als Richtschnur seiner Handlungen anerkennend, weil Ehre und Nutzen ohne Freiheit nur Unechtschaft sei", im Jahre
H vgl. Rietschel, Die Städtepolitik Heinrichs des Löwen, Histor. Zeitschr., 102. Bd., S. 2 Z 7 f.; Schinoller, Grundriß der Volkswirtschaftslehre, I. Bd., S. 207, 266 / 7 ; Kretzschmar im 7 S. Heft von Gierkes Untersuchungen (S. 143).
°) Über ähnliche Fälle in Schlesien vgl. Tzschoppe-Stenzel, S. 17 g; vgl. Wehrmann, Geschichte von Pommern I, 112; über die Lande zwischen Saale und Neiße vgl. Aretzschmar a. a. D., S. 62.
°) vgl. v. Nießen, Gesch. von woldenberg, S. 13 : hier hielt sich sogar noch lange der Name Dubegnew; betr. Königsberg vgl. Schwartz, Schriften des Vereins f. Gesch. der Neumark IV, <26; vgl. ferner hierzu die Lkronica prinoipum Saxonias und ihre von Sello mitgeteilten Angaben (Ulärk. Forschungen XVII, 8 ).
H Die summarische Aufzählung der in der Nlittelmark unter Johann I. und Vtto III. entstandenen Städte in der Okronica lVlarcliionum Dranrlenburßensium kommt kaum in Betracht; vgl. Sello, Forschungen zur Brandenb.-Preuß. Gesch. I, 121.
»