Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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ll^utouiou treten übrigens auch die Worte Klein und Groß, z. B. Klein- und Großbeeren. Bei Paretz läßt sich ein Ausammenwachsen -er slawischen und deutschen Siedlung Nachweisen.

Neben den deutsä-en Ortschaften haben sich vereinzelt slawische Kietze erhalten, zumeist unmittelbar am Wasser oder Sumpf abseits der großen Straßen gelegen, so z. B. der Kietz bei Gräben (Kreis Teltow) sowie Kliestow bei Trebbin; hier rechnete man noch s375, wie aus dem Landbuch Kaiser Karls IV. hervorgeht, nach slawischen Scheffeln?) Heute kommt man zuweilen noch in ein kleines märkisches Dörfchen, dessen Dorfaue auf der dem Haupteingang entgegengesetzten Seite in eine keinen Ausweg bietende Sackgasse verläuft: vielleicht ein altslawischer Rundling, dessen schmaler Zugang in Zeiten der Gefahr leicht versperrt werden konnte?)

Zu Beginn des s3. Jahrhunderts war der Einfluß der deutschen Einwanderer bereits so groß, daß immer mehr Namen slawischer Dörfer mit deutschen vertauscht oder in Form und Endung der deutschen Aussprache angepaßt wurden. Markgraf Heinrich von Meißen fand sich 1 207 bewogen, im Lande Schwiebus bei jedem der Dörfer, die er dem Kloster Trebnitz schenkte, beide Namen anzugeben: Olobock jetzt Mühlbeck, Koczuli jetzt Kutschlau, Metzylesse jetzt Mittwaldau u. s. f?)

Daß diedeutschen Bauern der slawischen Landbevölkerung bei weitem überlegen waren, dafür ermangeln die Beweise nicht. Besonders in Urkunden schlesischer Ortschaften spricht oft genug ein Bischof oder ein Abt offen aus, er habe deshalb deutsche Bauern berufen und die slawischen beseitigt, weil er dadurch bessere Gewähr für das sichere und vollständige Einkommen der Abgaben zu erhalten hoffe. Klagen wurden laut, daß die polnischen Bauern weder Erb- noch Grundzins zahlten, überhaupt viel weniger geeignet zum fleißigen Anbau des Landes seien als die deutschen. Der regellosen,unnahrhaftigen" Wirtschaftsführung der Wenden stand die mehr methodische, geordnete der Deutschen scharf gegenüber?) Bekannt ist, daß die Wenden sich begnügten, mit einem hölzernen Pfluge (den wendischen Haken, uuens) den leichten Boden oberflächlich aufzuwühlen, während die Deutschen, mit dem eisernen, tiefgehenden Pfluge ausgerüstet, auch schweren Boden unter Kultur nahmen. Aus allem erklärt sich die merkwürdige Tatsache, daß sich bei uns wohl eine Fülle von slawischen Ortsnamen es sei u. a. nur an die vielen Dörfer Glienicke" erinnert') erhalten haben, dagegen, wenn man vom Spreewald absiehl, nur sehr wenige Orte mit ausgesprochen slawischem Gepräge. Zm Todesjahr des letzten salischen Kaisers, im Jahre I »25, war noch die gesamte Mark slawisch, um so erstaunlicher, ein wie fast rein deutsches Gepräge die Dorfbeschreibungen in dem nur 2sst Jahrhundert später entstandenen Landbuch Kaiser Karls IV. tragen!

*) vgl. Spatz, a. a. V., S. 22 ; auch slawische Hufen werden erwähnt.

st Bei afrikanischen, mit ihren Nachbarn in steter Fehde lebenden Stämmen ist eine der­artige Bauart noch heute üblich.

3) vgl. Tzschoppe-Stenzel, S. » 20 .

st vgl. Tzschoppe-Stenzel, S. ZZ 2 und v. Sommerfeld in Schmollers Forschungen XIII, Heft 5).

st Der Name hängt mit xlinlci--Lehmfelder zusammen; in der Nähe von Glienick bei Jossen befinden sich Lehmgruben.