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felderwirtschaft genutzten Ackerparzellen eine Verständigung über den Zeitpunkt der Bestellung und der Ernte, Unterhaltung der gemeinschaftlichen Wege usw. notwendig machte. 5o waren es also hauptsächlich wohl Held- und Ernteangelegenheiten, die zu häufigen Zusammenkünften der Bauern, wahrscheinlich unter dem Vorsitz des Schulzen, Veranlassung gaben.
Auch Aossäten, „Aotsaten" — in den lateinischen Urkunden eossuti — waren im Dorf ansässig?) Ihr Landbesitz, sehr viel geringer als derjenige der Bauern, konnte, wie wir es z. B. von den auf der „wendischen Seite" gelegenen Dörfern der Herrschaft Zossen wissen, ohne Gespann bewirtschaftet werden und lag auch nicht auf der eigentlichen, in Hufen eingeteilten Heldmark, sondern grenzte wohl unmittelbar an ihre Hütte, Kate genannt, an, so daß sie von der Heldgemeinschaf! der Bauern ausgeschlossen waren. Ihre geringere soziale Bewertung und in wirtschaftlicher Hinsicht untergeordnete Stellung hat zusammen mit der Tatsache, daß die Aossäten oft dem Schulzen oder den Bauern zu Abgaben verpflichtet waren, die Vermutung nahegelegt, in ihnen Nachkommen der verdrängten Slawen zu erblicken. Die eo88utch deren Zahl in Groß-Machnow „uf'm Teltow" sogar 33 betrug, hatten Geld- und Naturalabgaben, freilich nur von geringer höhe, zu leisten, und zwar hier und da — bezeichnend für die Aluft, die sie von den Bauern trennte — an ihre Dors- genossen deutscher Abkunft. Ihre Dienste leisteten sie mit der Hand.
Noch unter den Aossäten standen diejenigen Dorfbewohner, die nur Gärten, also unbedeutenden Landbesitz hatten und sich als Ta g e I ö h n e r ihr Brot verdienen mußten. Ihre Abgaben waren ganz geringfügig, vielleicht jährlich ein Schilling und ein Huhn. Wenn endlich diehirten erst verhältnismäßig spät, nämlich in den Schoßregistern des s5. Jahrhunderts, eingehender erwähnt werden, so läßt sich ihre Existenz doch schon sicher für die älteste Zeit annehmen?) Der Hirt, eine Art von gemeinschaftlichem Beamten für das ganze Dorf, bewohnte eine Hütte am äußersten Ende des Vrtes, und das Bild, das Wilibald von Schulenburg von dem Hirtenleben im lst- Jahrhundert gezeichnet hat/) stimmt in großen Zügen wohl auch schon für jene längst vergangenen Zeiten.
Von großer Bedeutung waren die Airche und der j?farrer. Das Airchgebäude bildete damals in viel höherem Nkaße als heutzutage eine Art von Brennpunkt nicht allein des religiösen, sondern auch des politisch-sozialen Lebens. Im Hall eines feindlichen Angriffs stellte das Gotteshaus mit seinem gewaltigen, aus Granitfindlingen zusammengefügten Wehrturm (z. B. in Nkarienfelde bei Berlin) und der Airchhofsmauer eine Art von dörflicher Zitadelle dar.
Bei der Dürftigkeit der Quellen ist es schwer, sich ein klares Bild von der Entwicklung der Rittergüter und ihrer Bedeutung für die Verwaltung des platten Landes zu verschaffen. Zuerst seien einige Worte über den Ursprung des grundbesitzenden Landadels vorausgeschickt.
ft vgl. Riedel, Mark Brandenburg II, 25 - 4 ; Spangenberg, a. a. V., S. 22p ft vgl. Riedel, Mark Brandenburg II, 256 , betr. die ortulani. ft Archiv der Brandenbvrgia, 190-4.