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Die askanischen Markgrafen zogen von Territorium zu Territorium. Das eine Mal hielten sie im Havelland, das andere Mal im Barnim Hof. Da ist es bezeichnend, daß je nach ihrem jeweiligen Aufenthaltsort die Männer, die ihre Umgebung bilden, wechseln; die Herrscher legen Wert darauf, sich von Eingesessenen beraten zu lassen?) Die Mark bildete eben keine Einheit in dem Sinne, daß infolge straffer Zentralisation die einzelnen Lande und Ländchen, aus denen sie mosaikartig allmählich zusammenwuchs, ihre Eigenart und Sonderstellung völlig einbüßten. Menn uns auch urkundliche Belege aus der ältesten Zeit fehlen, so läßt sich doch aus den Zuständen späterer Zeit rückwärts der Schluß ziehen, daß den Bewohnern der einzelnen märkischen „Territorien" oder Kreise, wie wir heute sagen, ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl eigen war. Im einzelnen läßt sich das feststellen im/Lande Lebus, denn hier vereinigten sich Adel und Städte im Jahre ,3s9, um mit Herzog Mratislav von Pommern, dem Vormunde des letzten askanischen Markgrafen Heinrich, zu verhandeln?) Und mochten die Beziehungen zwischen Berlin und Tölln noch so eng sein, jene Stadt gehörte zum Barnim, diese zum Teltow.
Die Epoche der Markgrafen aus Witrelsbachischem und Luxemburgischem Hause.
Blüte der Städte.
Im Jahre 1320 starben die askanischen Markgrafe n von Brandenburg aus., und es ist bezeichnend für das sehr gestiegene Selbstbewußtsein und Selbständigkeitsgefühl der Städte, daß sie in der kurzen Zeit des Interregnums, bevor die Mittels- bacher die Herrschaft antraten, mehrfach sich zu Städtebünde n ve reinigten, uni die nur allzu oft gefährdete Sicherh eit aus den ö ffentlichen Verkeh rsstraße n aufrechtzuerhalten . Derartige Bündnisse wiederholten sich das ganze sH. Jahrhundert hindurch, und besonders bekannt ist der Bund der mittelmärkischen Städte, geschlossen am 9 . Juni l399?)
Einen bemerkenswerten Mandel erfuhr das Außere der Städte. Im Verlaus des sch Jahrhunderts nehmen sie die Gestalt an, die wir als mittelalterlich im eigentlichsten Sinne des Mortes zu bezeichnen pflegen. An Stelle der Palisaden treten Mauern, umgeben von weiten Gräben. Die Bewachung der Tore gilt, wie aus einem Neu-Ruppiner Protokoll von 1362 hervorgeht, als eine Hauptpflicht der Bürger. In scharf umrissenen Linien heben sich die Städte, wie wir es noch heute bei Bernau, Drossen, prenzlau erkennen können, festungsartig von dem platten Lande
') Sxangenberg, S. 6Z/z: Als Berater des Markgrafen Waldemar für die Mittelmark erscheinen Sah. v. Aröcher, Mathias von Bredow, Friedrich und Heinrich v. Alvensleben und einige andere.
-) Vgl. Riedel, Kodex XX, ,52.
3) Riedel XXIV, 3Y3; vgl. Fischbach, Städtebeschreibungen, S. - 453 ; Löckel, tVlsrcdiu Illustrata, Rgl. Bibliothek, lVIsor. Lor., 3,8.