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Die „sanftmütige" Akzise ergab besonders gute Erträge vom Bier, in Frankfurt über ein Drittel der Gesamteinnahmen! In Mittenwalde kamen s682 nahezu 600 Taler ein, wovon über 500 „all militaria" abgeführt wurden. Zuerst war nur die oberste Kontrolle der Akzise eine staatliche, doch nach und nach ging die gesamte Verwaltung in die Hände der Regierung über.
Mit dieser Akzise hängt auf das engste das städ t ische Befestigungs- wesen zusammen, denn wollte man „Def raudationen" verhüt en, so mu ßte man Fürs orge treffen, daß die Mauern lückenlos waren und nur an den von den Aküsebeamten bewachten Toren Durchgan g gestatteten. Dazu kamen di e militärischen Rücksichten. Selbst Städtchen wie Kyritz, Strasburg oder Templin waren mit kleinen Garnisonen belegt, hier ga lt es a lso Desertionen zu verhindern ; in militärisch wichtigen Plätzen wie Spandau, Berlin, Güstrin, Frankfurt wurden die Befestigungen aus strategischen Rücksichten in großartige r Weise mit W ällen und Gräber? ausg ebaut. Vornehmlich für die Liaugeschichte Berlins sind diese Befestigungen, deren Entstehung Holtze 8on. im zehnten Heft der Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins geschildert hat, bedeutungsvoll geworden. In der Niederwallstraße erbaute man um s683 als monumentalen Abschluß der Festungswerke das Leipziger Tor, dort, wo heute die Friedrich-Werdersche Oberrealschule steht. Südlich davon erhob sich das große Gertraudtenbollwerk, welches das Gertraudtenspital auf dem heutigen Spittelmarkt mit einschloß?) Die Kommandeure der Garnisonen waren von nicht geringem Selbstgefühl erfüllt. Lharakteristisch sind die Beschwerden, die z. B. der Magistrat zu Frankfurt an den Kurfürsten sandte wegen der Übergriffe, die sich der Garnisonskommandant Micrander „fast täglich" erlaubte. Doch dieser setzte sich zur Wehr, und als einmal eine Seuche die Stadt bedrohte, bevormundete er den Rat, ließ selbst die Schlagbäume reparieren und schrieb nach Berlin, „mir lieget ob die Vorsorge so wohl dieser Stadt als aller dazugehörigen Advenuen in Obacht zu nehmen/") Mit großem Na chdru ck fö rderte endlich der G roße K urfürst die Einwandern na: fremde Handwerk er, Juden und vornehm lich Refugi6s zog er zu Tause nden in die Städte.
Wie sehr das Werk des Herrschers von den Zeitgenossen gewürdigt wurde, zeigt die von dem Hallenser Juristen Jakob Brunnemann söstst veröffentlichte Oisscrtatio äs fürs priuclpls circa ratiouss civitatum: „Jede Stadt seufzte unter der Last ihrer Schulden. Das Kämmereivermögen war durch Nachlässigkeit und Verschwendung erschöpft. Die öffentlichen Gebäude drohten einzustürzen. Doch dank dem Eingreifen des Großen Kurfürsten und seiner Minister entgingen die Städte dem sicheren Ruin/")
Die kräftigen Impulse, die der Große Kurfürst gegeben, erlahmten ein wenig
st vgl. Stridbecks Zeichnungen von l6go (Rgl. Bibliothek, lVlsuusor. Borussica, quarto 9). st Geh. Staatsarchiv, Rep. 2 t, 57, k. t-
st vgl Schmoller in Jahrbuch für Gesetzgebung, 8. Jahrgang (t88-t) und Zeitschrift für preuß. Geschichte und Landeskunde <87t, t87Z und t87-t (8., t». und tt-Jahrgang), vie folgenden Abschnitte sind auf diesen grundlegenden Aufsätzen ausgebaut. Brunnemanns Worte sind in freier Übersetzung aus dem Lateinischen gegeben.