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Einige Zahlen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts mögen das Wachstum derStädte veranschaulicben. In.Potsdam wohnten um 1800 nahezu 18000 Einwohner, dazu 8900 Wann Militär. In Brandenburg gab es einschließlich des Militärs 12 500, in j?renzlau über 10 000 Einwohner. In Luckenwalde, einer Stadt, die erst 1775 zur Kurmark gekommen, stieg die Bevölkerung in den 20 Jahren von 1780 bis 1800 von 2H56 auf 3615 Einwohner?) Die nach verschiedenen Bränden einheitlich und geschmackvoll wieder aufgebaute Stadt Templin vermehrte sich unter der Regierungszeit Friedrichs des Großen um nahezu 1000 Seelen. Im Jahre 1740 zählte Schwedt 1600, gegen Ausgang der Regierung Friedrichs doppelt so viel Einwohner; die wüsten Stellen waren gänzlich verschwunden.
Am bekanntesten ist das alle andern Städte bei weitem überragende Wachs- tumBerlins. Während bis zu den Tagen des Großen Kurfürsten zwischen Berlin und den übrigen „Sprachstädten" der Mark im Hinblick auf Bevölkerung und finanzielle Leistungsfähigkeit wesentliche Unterschiede kaum bestanden hatten, begannen die seit 1709 vereinigten Städte so gewaltig sich besonders nach Westen auszudehnen, daß um 1800 Berlin seine früheren Rivalen etwa um das Zehnfache überragte und die Tage, wo der Rat von Mittenwalde der verschuldeten Stadt Berlin mit einigen hundert Gulden freundnachbarlich unter die Arme griff, in märchenhafter Ferne zu liegen schienen. Unter den etwa 150 000 Einwohnern der Residenz befanden sich freilich nur 12—13 000 im Besitz des Bürgerrechts.
Rittergutsbesitzer und Bauernschutz.
Auf dem p latten Land trat in der Zeit von 1650 bis 1800 kein durcbareiiender Wandel ein.Die Gutsberrsch asten saßen fest im S attel. Das zeigte sich recht nach dem Dreißiqfähriqen Krieg e! Mochten auch noch so viele adlige Familien in Vermögensverfall geraten sein, noch so viele Güter fürs nutiobreickoo auf 20 bis 30 Jahre den (ürockKovos „pfandschillingsweise" verpfändet werden, im allgemeinen ist cs doch erstaunlich, d aß zwei Menschenalter nach de m Großen Krie g die Phalanx des Ade l s sich wieder ge schl ossen hat. Freilich, hier und da sind einige uralte Geschlechter verschwunden, so die von Spiel zu Dahlem am Rande des Grune- walds, doch manche neue Familien, zum Teil durch den Degen, zum Teil im Staatsdienst emporgekommen oder auch aus Nachbarlanden zugezogen, füllen die Lücken. Rasch verschmelzen diese bomiiws novi — ich denke an die von Jena in der jDrignitz, die von Derfflinger und von Flemming im Lebusischen — mit den Alteingesessenen, und so geben die Kataster und Rittergutsmatrikeln aus dem Ende des 17. Jahrhunderts ein unverändertes Bild in der Hinsicht, daß in allen nicht zum kurfürstlichen Doma- nium gehörigen Dörfern nach wie vor eine adlige Herrschaft ebenso wie vor 1618 wohnt?) und zwar mit noch vergrößertem Besitz; freilich waren die nach 1624 voni Landadel eingezogenen Bauernhufen nicht steuerfrei, denn Freiwilligung (vgl. oben S. 255) war nur noch eine seltene Ausnahme.
0 vgl. Bratring, Beschreibung der Mark II, 41dsf.
9 vgl. v. Lickstedt, Beiträge, S. 342 f.