Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Auch mit dem städtischen Volksschulwesen, zu dem vor 1,808 nicht die geringsten Anfänge vorhanden waren, ging es nur langsam voran. Erst 1826 trat ein früherer Regierungsrat als besoldeter Schulrat in den Magistrat ein, und seiner Anregung war die Bildung einer aus Magistratsmitgliedern, Geistlichen, Stadtverordneten und Bürgerdeputierten zusammengesetzten Schuldeputation zu verdanken. Doch der schlechte Stand der Finanzen gestattete im Jahre 1830 nur einen jährlichen Zuschuß von 25 000 Talern, der sich in dem folgenden Jahrzehnt nur um 16 500 Taler vermehrte; Hunderte von Rindern blieben uneingeschult. Erst als sich im 5. und 6. Jahrzehnt die städtischen Finanzen besserten, stieg die Summe auf über 150 000 Taler. Diese städtischen Elementarschulen waren Armenschulen, und wer hier seine Rinder unter­richten lassen wollte, mußte genaue Angaben über sein Einkommen machen?) Fast un- übersteigliche Hindernisse fand die Stadt, als sie auch die Beleuchtung und Reinigung der Straßen in eigene Regie zu nehmen versuchte. Von seiten der staatlichen Behörden hatte nämlich 1825 eine englische Gesellschaft, die Imperial 6ont1n6ntaI 6lus ^Momation die ausschließliche Befugnis erhalten, gewisse Straßen innerhalb der Ringmauern sowie Privathäuser mit Gas zu versehen. Der günstige Moment, der Stadtgemeinde das ausschließliche Recht auf Gasbereitung zu sichern, war unwiderruflich dahin, und ein diesbezügliches Gesuch des Magistrats wurde vom Rönig >842 abschlägig beschieden. Doch erreichten es die städtischen Behörden, wenigstens in den neuen Stadtteilen, besonders des Südwestens, sich von den Engländern, die ihr Röhren­netz in der Altstadt behielten, unabhängig zu machen. Von 1847 an traten die städtischen Anstalten mit den englischen in eine für die Ronsumenten sehr erfreuliche Ronkurrenz, denn bald sank der Preis für das Rubikmeter Gas von 35 auf 24 Pfennig und erheblich darunter?)

Ein Versuch der Stadt, 18?8 die 5 traßenreinigung in eigene Verwaltung zu nehmen, scheiterte, da ihr die hierzu notwendige Polizeigewalt noch fehlte. Die Straßen­reinigung trat vielmehr 1851 mit der durch den Polizeipräsidenten Hinckeldey errichteten Berufsfeuerwehr in Verbindung, und erst 1875 wurde sie von der Feuerwehr getrennt und als selbständiges städtisches Institut weitergeführt. Eng hiermit hing die Wasserversorgungsfrage zusammen. Da das Brunnenwasser für die all­mählich entstehenden Mietskasernen nicht mehr genügte und zudem eine regelrechte Spülung der besonders am Leipziger Platz übelriechenden Rinnsteine sich als dringend notwendig erwies, schloß Präsident Hinckeldey 1852 einen Vertrag mit dm englischen Unternehmern Fox und Trampton, durch den sie verpflichtet wurden, die Straßen mit fließendem Wasser zu durchspülen, und dafür das Recht erhielten, den Häusern Wasser zu liefern. So trat neben die Imperial dontineulal Oas ^ssoemtion die Rerlln IVatervorlrs Oompanv. Der Vertrag war so lang befristet, daß erst Ende der sechziger Jahre die städtischen Behörden dem von Hobrecht unter Virchows Mitwirkung ausgearbeiteten plane, Wasserwerke und Ranalisation unter städtischer Verwaltung einzu­richten, nähertreten konnten. Da die Regierung das Privileg der englischen Gesellschaft nicht verlängern wollte, willigte diese schon 1873 in den Verkauf ihrer Werke an die

st Näheres hierüber findet sich in dem 2. Band der Landeskunde.

st vgl. Goldschmidt, a. a. D., S. 352 f. Berlin und seine Bauten (Berlin. 1877 , II 5. 203 )-