Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Pachtungsprojekts wieder ergriffen, der zu Anfang des Jahrhunderts an der Un­redlichkeit der höchsten Beamten so kläglich gescheitert war?) Im Jahre 1763 allein designierte die Kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer 46 Vorwerke zum Ab­bau in kleine stellen?) Sonst boten sich in weiterem Maße höchstens Feldmarken und Wüstungen für solche Parzellierungen. Der Ausbau ganzer neuer Ansiedlungen von Bauernsöhnen auf der Flur zwischen ihren alten Heimatsdörfern konnte wohl in der Kabinettsorder vom (7. Oktober (782 empfohlen, aber so schematisch kaum irgendwo ins Werk gesetzt werden. Doch hat Büschings prignitzsche Reise­beschreibung die Nachricht von ?8 neuen Dörfern aufbehalten, um die die 246 alten dieser Landschaft allein unter dem großen Könige durch Besiedlung von Ödland vermehrt worden waren. Dasselbe Buch weiß die praktische Mäßigung des Monarchen in diesen Dingen zu loben. Linen Vorschlag über die teilweise Ver­pachtung von pfarräckern an Kolonisten soll er verworfen Haben?)

Nun waren ja aber damals die Möglichkeiten der Bodenkultur in der Mark mit dem vorhandenen Kulturboden keineswegs erschöpft, die Besitznahme sozusagen des Landes durchaus noch nicht vollendet. Die Flußniederungen versprachen nament­lich an der unteren Havel und Oder im lehmigen Grund der Brücher den landwirt­schaftlichen Produktionen und der Bevölkerung ganz neue Unterlagen. Friedrich Wilhelms I. großes Experiment mit dem Havel- und Rhinluch diente zwar zunächst ganz anderen Zwecken als der Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft, der Haupt­gewinn lag in der Erweiterung der Wiesen- und Viehwirtschaft bei den königlichen Domänenämtern. Aber das Werk war technisch eine sehr wichtige Erfahrung des Staates und belehrte daneben vor allem über die, Stimmung der privaten Anlieger. Wie sie nur mit äußerster Strenge zu Kosten und Beitrügen im eigenen Interesse gebracht werden konnten auch der Landrat von Bredow half ihnen protestieren, so haben noch in spätfriderizianischer Zeit selbst tüchtige Wirte behauptet, die Me­lioration sei nur ihren Heuernten abträglich gewesen?)

Unter Friedrich dem Großen wurde dann die Mark der bevorzugte Schauplatz der berühmten Bruchkolonisationen. Zwar die zahlreichen kleineren Entwässerungen dienten mehr der Ausbreitung der Kultur als neuer Besiedlung. Die Arbeiten am Döllnfließ (7?055, an der prignitzischen Gilge s7H753, an Rhin, Iäglitz und Dosse (74(9, (753 und (774(76, <m Nuthe,plane und Finer Bruch seit (776 waren gewöhnliche Meliorationen, wie etwa die der Holländer an der Dosse, bei Potsdam und Bötzow schon unter dem Großen Kurfürsten. Die beiden größten dieser Unter­nehmungen waren doch in einem ganz neuen Sinne nicht bloß als fiskalisches oder

9 Über die Vorwerksparzellierungspläne der beiden Bernd v. Arnim, des Direktors und des Präsidenten der Kurmärkischen Amtskammer 1335und isqnsr, einige Andeutungen bei sF. L. I. Fischbachs historische usw. Beiträge die Kgl. Preußische und benachbarte Staaten betreffend I (Berlin 1781) 53s.

ft G. Schmoller, Die preußische Einwanderung und ländliche Kolonisation des 17. und 18. Jahrhunderts in seinen Umrissen und Untersuchungen zur verfaffungs-, Verwaltungs­und Wirtschaftsgeschichte besonders Preußens im i?. und 18 . Jahrhundert, Leipzig 18 I 8 , S. 6>o.

9 Reise von Berlin nach Kyritz, Leipzig, 1780, S. Ziof. und 35of.

9 Büsching a. a. <v. S. 114 .