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wieviel Raum in der Mark zur Ansässigmachung von Landarbeitern vorhanden ist, zeigt ein Vergleich mit Mecklenburg: chier bildeten nach Weber die Tagelöhnerhaushaltungen 31,48—31,72 "/« aller chaushaltungsn überhaupt, in Brandenburg nur 13,19 o/o. wenn auch im allgemeinen-der Widerwille der märkischen Großgrundbesitzer gegen die wirtschaftliche Selbständigkeit der „immer sozialdemokratischen" Büdner stark ist, und Kolonisationen wie die Sombarts in Stresow vereinzelt bleiben, scheint doch die Festhaltung einer ständigen Landarbeiterklasse durch Bau von besseren Wohnungen usw. immer besser zu gelingen, während im ganzen Königreich der Rückgang der landwirtschaftlichen Bevölkerung von 44 im Jahre 1882 auf 36 °/<> im Jahre 1895 hauptsächlich der Verminderung der Tagelöhner zugeschrieben werden muß, hatte unter allen Provinzen allein Brandenburg in diesem Zeitraum eine steigende Arbeiterzahl. Die Bewegung der landwirtschaftlichen Berufsstände in der Provinz war zwischen jenen beiden Jahren wie folgt?)
L- ls,axn>>i^ verwaltungs- Tätige Familien- Knechte und Tagelöhner und b Personen ungehörige lNägde Arbeiter
1882 9-1753 3601 68008 89860 112325
1895 106H18 6162 77289 852H H50H
II. Der Ackerbau.
Die Tignung des märkischen Bodens für den Ackerbau ist durch zwei geographische Züge im großen bestimmt; beide sind zunächst Kulturhinderniffe: Der Sand und das Wasser. Durch die frühe Einbeziehung in die Produktion hat freilich schon die erste deutsche Kolonisation zahlreiche Sandböden völlig verändert. Der Vorzug dieser uralten Okkupation hält in Gegenden wie dem Fläming und der Oderniederung noch heute nach. Aufs ganze gesehen muß aber natürlich eins derartige Formation der menschlichen Tätigkeit dauernd überlegen bleiben, und anspruchsvolle Kulturen, z. B. die des Weizens, erforderten stets einen günstigeren Lehm- und Tonboden, wie den der Uckermark, die dadurch von alters her als „Kornkammer" der Provinz ausgezeichnet wurde. Noch für die neueste Zeit wird in acht Kreisen des Frankfurter Bezirks über 60 "/«, im Trossener und Lübbener sogar 75 und 77 o/, reiner Sandboden berechnet; der Bezirk Potsdam liegt dagegen weit günstiger, nur der eine Kreis Niederbarnim mit Berlin bringt es hier auf 50°/«. Bei der Verteilung des Wasserschadens in Gestalt von Moorboden sind die Rollen nach den Friderizianischen Kolonisationen des Odergebiets nunmehr vertauscht: Westhavelland mit 29,3 und Osthavelland mit 38,-1 "/« Bruchland geben Potsdam den größeren Anteil dieser kulturfeindlichen Bodenart. Zhr war erst mit den Meliorationsmethoden der neueren Zeit beizukommen?)
Auch der technischen Organisation nach wurde dis erste wirksame Bodenkultur
st M. Weber in den Schriften des Vereins für Sozialpolitik V z S. 788 s., 8i8f., 6Y7 und L. v. Kahlden, Die ländlichen Arbeiter in Meitzen, Bd. VIII, 1Y08, S. 4Z0.
9 Meitzen I 2-18—255.