Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Line Bereicherung des märkischen Ackerbaus wird mehr als alle die zahl­reichen, die sich im (8. Jahrhundert anboten, mit dem Gedächtnis Friedrichs II. ver­bunden bleiben: Der Aartoffelbau?) Auch hier galt es nicht so sehr die Einführung als die Verbreitung, die dann allerdings die größte Umwertung nach sich zog. Aeiner unter den neuen Agrarbetrieben der Aufklärung ist für Brandenburg so folgenreich geworden: Die ganze Viehhaltung des 19 . Jahrhunderts bekam damit eine neue Stütze, die modernen Nebengewerbe der Landwirtschaft wurden überhaupt erst da­durch geschaffen. Wiewohl ein Erzeugnis der neuen Welt und der neuen Zeit, hat die Aartosfel seit ihrem Erscheinen in Europa die mittelalterliche Entwicklung des Gemüsebaus in kurzem nachholen müssen. Als seltenes Gartengewächs pflanzte sie Ende des 17. Jahrhunderts Elsholz in den Botanischen Garten des Aurfürsten von Brandenburg. Brachen und (Ödländer bestellte man versuchsweise damit. Das taten in dieser Gegend zuerst die pfälzischen Immigranten unter dem zweiten Aönige. Dieser selbst bestimmte die Wüstung vor den Berliner Palisaden 1727 zur Aartoffelkultur für die Eharitö. Was sein Sohn wollte, war dann mit einem Male etwas ganz anderes: Er verlangte regelmäßigen Aartoffelbau von allen seinen Untertanen. Nichts ist bekannter als sein Aampf darum mit den märkischen Bauern. Sie sollten von jeder Hufe einen ansehnlickien Teil, den fünfzehnten (2 Morgen) als Aartosfel­land einrichten, dann wieder der Aopfzahl nach jeder wenigstens sch Scheffel aussetzen, die Gärtner und Aossäten noch mindestens 4 Metzen. Wie immer verfolgte der Aönig mit solcher Bevormundung das allerbestimmteste und nächste Ziel: Die Linde­rung der Mißernten, der dauernden großen Gefahr des abgeschlossenen Wirtschafts­staates. Darin waren seine eigenen Beamten bei der kurmärkischen Aammer zu kurz­sichtig, ihm beizustimmen. Die Ereignisse selbst, namentlich die großen Hungersnöte der vierziger und siebziger Jahre, haben seinen Optimismus gerechtfertigt. Der Aartoffelbau brauchte in der Mark nicht einmal andere Fsldfrüchte m dem Maße zu verdrängen, wie er es für notwendig gehalten hatte. Der brandenburgische Weinbau, der längst die Produktionskosten kaum noch lohnte, hat weitaus das meiste Ge'ände für die emporkommende Aultur der Erdäpfel hergeben müssen. Die Steigerung ihrer Aussaaten und die größere ihrer verhältnismäßigen Erträge ist die bedeutendste Ver­änderung, die das System der märkischen Landwirtschaft in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfuhr. Sie werde an drei Punkten dieser Strecke für die einzelnen Landschaften veranschaulicht:

s765 1773 1801

Aussaat

Ernte

Aussaat

Ernte

Aussaat

Ernte

wisxel

wisxel

wisxel

Altmark ....

170

525

318

2§31

1680

12861

Prignitz . . . .

185

65(s

455

1472

2090

19758

Mittelmark . . .

1057

3371

2(s85

15506

14137

76059

Uckermark . . .

240

1313

723

4173

5279

17561

i) Die Bedeutung des märkischen für den slawischen Dsten bezeichnet das tschechische brambor" mit seinen Ableitungen, vgl. E. Berneker, Slav. Etym. Wörterbuch S. 8t.