Haltung umstürzender war als auf dem des Ackerbaues; die Agitation von Wulfsens für die Lupine, die dann, hauptsächlich auch als Viehfutter verwendet, Autle der vierziger Jahre beim Rückgang der Aartoffelernten diese Frucht auf den geringen Böden mehr und mehr ersetzen konnte; oder die Ausdehnung der Graskultur auf Gewinnung von Ackerheu und Ackerweide, wie sie zuerst um dieselbe Zeit auf dem gräflich brandenburgischen Gute Beerbaum vom Gkonomierat Fleck ungebahnt wurde?) Auch von den exakten Naturwissenschaften, deren Höhe das ganze Jahrhundert kennzeichnet, empfing der Ackerbau gerade in Preußen schon früh einen äußerst folgenreichen Anstoß. Achards Erfindung der Rübenzuckerfabrikation verlieh einem Zweige der Gemüsekultur eine völlig neue Wichtigkeit für das Ganze vieler Betriebe. Die Rentensteigerung aus diesem großen Nebengewcrbe veranlaßte nicht nur eine Ausbildung von Tiefkultur und Ausdüngung, wie sie im 18. Jahrhundert vergeblich erstrebt worden war, sondern reichte überhaupt zu vielen technischen Verbesserungen, wie namentlich der Einführung von Maschinen, erst die materiellen Mittel dar.
Das verflossene Jahrhundert traf die preußische Landwirtschaft in dem Flör, dem der aufgeklärte Despotismus vorgearbeitet, den aber erst die Überwindung dieser Staats- und Verwaltungsform voll zur Entfaltung gebracht hatte. Die Steigerung der Güterpreise um nahezu das Fünffache in weniger als hundert Jahren war davon Zeuge. Das kurmärkische Gut Stöffin wurde s706 für 6900 Taler, s77ß für s7 8s3 Taler, s7ßO für 27 000 Taler, » 799 für 32 300 Taler verkauft. Das neu- märkische Falkenwalde wurde s73s laxiert für 28 600 Taler, s75ß taxiert für 28 880 Taler, 1.77p vererbt für »5 H73 Taler, 1803 verkauft für s37 500 Taler?) Da kamen die äußeren und inneren Drangsale > der Napoleonischen Ariege und in ihrem Gefolge ein ökonomisches Naturereignis von gleicher weltweiter Wichtigkeit: Nach den fast ausnahmslos geringen oder ganz mißratenen Ernten der zwei ersten Jahrzehnte folgten einander zu Beginn des dritten vier in ganz Europa außerordentlich günstige. Das genügte, um den blühenden preußischen Aornexport fast völlig zunichte zu machen und die gespannten Ariegspreiss aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse plötzlich und furchtbar zu stürzen. In dem Maße, wie Brandenburg als Ausfuhrgebiet hinter den vier nordöstlichen Provinzen zurückstand, ist es von dem Schlage minder berührt worden. Aber immerhin mußten z. B. 1820—3 s im Regierungsbezirk Potsdam 10,8, in Frankfurt 9,2"/« der Domänenpächte zeitweilig oder bleibend erlassen werden (im Reg.-Bez. Königsberg erreichte derselbe Betrag das Maximum von 2 s,2 V»)- Keine ähnlich trostlose Lage hatte der deutsche Ackerbau im ostelbischen Kolonisationslande erlebt. Alle kühneren Pläne mußten vor der Schwierigkeit der bloßen Selbsterhaltung verschwinden. Nur so sind denn auch die besprochenen Bestrebungen Thaers und der zeitgenössischen großen Praktiker
9 Meißen II, 177s.
9 A. Ucke, Die Agrarkrisis in Preußen während der zwanziger Jahre des ly. Jahrhunderts, Halle 1888, S. 9. Der vergleich mit den hier aus dem Grundsteuerreinertrag berechneten modernen werten 127 575 und -H6 750 Mk. lehrt, daß die Wertsteigerung im weiteren verlaufe nicht im entferntesten der oben bezeichneten Entwicklung entsprach.