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zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurde die Zucht schwererer Tiere, namentlich der Negretti- und der Rambouilletrasse, eifrig betrieben; auch die Kreuzung beider hat seitdem ein sehr brauchbares „deutsches Kammwollschaf" geliefert. Seit Ende der achtziger Jahre gewinnen die englischen Nichtmerinoschläge an Beachtung. Das Merino selbst ist bei alledem natürlich sehr in den Hintergrund gedrängt, in Brandenburg waren 4892 von 4 494 348 Schafen nur noch 423 746 Merinos. Nur als feine Fleischschafe behaupteten sie sich neben und über allen anderen Rassen. Wie aber die Krisis bei weitem nicht allein aus den Aüchtungsverhältnissen hervorging, war mit diesen Reformen bloß wenig gegen sie gewirkt. Der ungeheure Preissturz der Wolle kam erst im letzten Drittel des Jahrhunderts zu seinem Äußersten. Der äs feine Wolle wurde in Berlin 4870 zu 408, 4885 zu 280 Mk. gehandelt. Noch stärker fielen die gewöhnlichen (Qualitäten (4854/5—488 4/5 zu Breslau um 34 "/»). Das hatte natürlich im Gefolge, daß der Umfang der Herden und der Märkte einschrumpfte. Die neuere Entwicklung des Schafstandes in der Provinz und in Berlin war/)
4867: 2 7W 434 und 727
4873:2 454 245 „ 726
4883: 4 709 897 „ 579
4892: 4 487 247 „ 4404
4897: 898298 „ 2958
4907: 650 349 - 2482
In den Jahren 486O, 4885 und 4897 wurde der Berliner Frühjahrswollmarkt mit 24 450, 46 260 und 6400 äs beschickt. Den Landsberger Wollmarkt bezogen 4874 noch 28 000 Zentner; im vorigen Jahre ist er ganz eingegangen. Eine wesentliche Besserung der Lage müssen die Züchter jetzt von den allgemeinen Umständen des Handels erwarten, die nicht in ihrer Gewalt sind. Es hat darunter an günstigen auch nicht gefehlt. Die ausländische Konkurrenz hat dem steigenden Bedarf um so weniger genügen können, als auch sie namentlich in den feineren Sorten einer merkbaren (Zualitätsverschlechterung ausgesetzt war. Eine Nachfrage nach feiner deutscher Merinowolle ist wiederum entstanden. Es ist das Problem, wie die Züchter sich dieser Konjunktur am sichersten teilhaft machen mögen. Bekanntlich geht eine starke und von den Landwirtschaftskammern geführte Agitation auch hier auf die Bildung von Verkaussverbänden der Erzeuger, und in sich selbst hat diese Bewegung Erfolge genug gehabt. Die Wollauktionen des Merinozüchtervereins zu Berlin verfügten 4894 über 6500, 4900 bereits über 49 250 ck-i?)
Für die Rindviehhaltung ergab sich aus der Situation des späteren Mittelalters ein dem eben geschilderten entgegengesetzter Verlauf. Er begann bei fast ausschließlicher Arbeitsnutzung mit unendlich geringen produktwerten. Bis ins 48. Iahr-
h h. Werner, Viehzucht und Viehhaltung bei Meißen VII, 700—707 sowie Statist. Jahrbuch f. Preußen VI, tyog S. Z2S—ZSt.
9 Werner a. a. M. 66 -sf.