Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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nehmen Bestandteil die Mühlgefälle in den Privilegien der Gründungen bilden. (Berlin-Tölln anderseits scheint von jeher verpflichtet gewesen zu sein, in den landes­herrlichen B lühten des Amtes Mühlenhof mahlen zu lassen.) Freilich hatten auch die Städte ausgedehnte Landwirtschaft, und es ist die Frage, inwieweit ihre Mühlen daneben auf fremde Produktion angewiesen wurden. Immerhin griffen die rein ländlichen Mühlenrechte selbst räumlich in der Regel über den einzelnen Gutsbezirk hinweg, und das ist der Grund, weshalb auch hier ein echtes agrarisches Neben­gewerbe nicht entstand. Noch in spätfriderizianischer Zeit war das ganze Land Lellin gehalten, gegen ein recht hohes Mahlgeld in der Wassermühle des Vorwerks von Lenzke mahlen zu lassen?)

Der volle Begriff des landwirtschaftlichen Nebengewerbes ist im Grunde erst in jüngster Zeit vergegenständlicht worden. Mit der gesetzlichen Freigabe der Müllerei mußte die Übertragung -er Dampfkraft auf den Nühlenbetrieb Zusammentreffen, um seit s835 zunächst in Berlin die moderne Dauer- und ljandelsmüllerei zu ent­wickeln und den vielen kleinen Körnerproduktionen eine wirtschaftlichere Ergänzung zu geben. Der Untergang der zahlreichen ländlichen Mühlen aber, denen so die Kund­schaft entzogen wurde, war der Preis für einen neuen Bund der Müllerei mit der Landwirtschaft, nunmehr den Großbetrieben, wo sie die rationelle Körnerwirtschaft durch die bessere Verwertung ihrer Nebenprodukte, die höhere Ausnützung der all­gemeinen Kraftmaschinen, die Ersparnis der Transportkosten erst vollendete.

Schon die moderne Landwirtschaftsmüllerei ist eine große Abwandlung der älteren. Die beiden wichtigsten agrarischen Nebengewerbe der heutigen Mark, wo die Rübenzuckerfabrikation zurücktritt, sind vollends außer Verbindung mit ihrer Ver­gangenheit. Die Branntweinbrennerei auf die Städte und im platten Lande auf den Verbrauch der Krüge einzuschränken, glückte dem Merkantilismus weit besser, als seine ähnlichen Versuche mit der Brauerei. Die Stärkefabrikation zur Steigerung der Kartoffelkultur einzuführen, empfahl Friedrich der Große seinen Landräten ohne jeden nennenswerten Erfolg. Seit dem Ende des ist. Jahrhunderts, das auf die Abfälle der Kartoffelverarbeitung eine ganz neue Viehfütterung zu bauen gelernt hatte, nimmt in der brandenburgischen Alkoholerzeugung, von jeher der größten in Preußen, die Spiritusfabrikation der Landwirtschaft eine ganz hervorragende Stellung ein. Im günstigsten Jahre s882 betrieben von I/s?? märkischen Rittergütern 37 s Brennereien. Seitdem hat bekanntlich die ländliche Brennerei besonders des Großgrundbesitzes durch die Branntweinsteuergesetzgebung des Reiches eine einiger­maßen künstliche Protektion erfahren. Ihre Bedeutung für die Erhaltung des Kar­toffelbaues und der von ihm abhängigen Fütterung-- und Düngungsmethoden wird niemand bestreiten wollen. Immerhin darf heute nachgerade die Frage aufgeworfen werden, ob nicht diese Politik im Ganzen der Landwirtschaft eine freiere Entfaltung der Brennerei hemme, die anderen Kartoffelverwertungen beeinträchtige und die zeit­gemäße Ausdehnung anderer Kulturen, wie des Vbst- und Gemüsebaus, hintan­halte. Die moderne Stärkefabrikation ist noch jünger, aber von ganz übereinstimmen-

st Büsching, Reise nach Kyritz isi.