Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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dem Ursprung und Wachstum; die anschließenden Süß- und Alebstoffindustrien ver­sprechen ihr vielleicht noch eine größere Zukunft. Von den 225 Fabriken, mit denen Brandenburg s89? an der Spitze der preußischen Stärkeerzeugung stand, waren sämtliche 188 Naßstärkefabriken landwirtschaftlich. Es entspricht dieser Lage, wenn seit den neunziger Jahren des ssi. Jahrhunderts die Versuchsfabrik des vorwiegend landwirtschaftlichen Vereins der Stärkeinteressenten dieses Gewerbe wissenschaftlich ebenso führt wie die Spiritusindustrie bereits seit f373 die Versuchsbrennerei des agrarischen Spiritusfabrikantenvereins?)

VI. Garten- und Weinbau.

Die einzige gärtnerische Produktion der Mark, die in neuerer Zeit stetig zurück­gegangen und heute fast verscbwunden ist, war im Mittelalter umgekehrt die einzige, die auf einer Stufe mit dem heutigen Gartengewerbe stand, d. h. über den Eigen­bedarf ihrer Träger Austauschwerte erzeugte. Mb der Weinbau der Slawen vor der Kolonisation schon diese Bedeutung hatte, ist nicht mehr auszumachen. Zn dem Ganzen der deutschen (Okkupation bis hinauf nach Preußen ist die Winzerei jeden­falls eine Hauptkultur gewesen. Es scheint aber, daß sie allmählich in Brandenburg eine ganz besonders günstige Entwicklung genommen habe, höhen und Niederungen findet man fast gleichmäßig von ihr in Anspruch genommen. Alter Überlieferung nach hatte sie ihre erste Stätte auf dem harlunger Berg bei Brandenburg in einer Besitzung des Alosters Leitzkau. Das karolinische Landbuch gedenkt ihrer in der Mderbruchgegend. Der fortschreitende Handel, gewiß begünstigt durch das neue süddeutsche Herrschergeschlecht, gab ihr mit einer bedeutenden Einfuhr fränkischer Reben eine sehr wichtige Wendung: Fast alle hervorragenden Städte nahmen sie auf, im Berliner Tal außer Brandenburg, Spandau und Potsdam die Hauptstadt selbst, aber auch auf den benachbarten Plateaus Zossen und Treuenbrietzen, Fürstenwalde und Beeskow; Wriezen, Königsberg, Landsberg, Tüstrin und Frankfurt nicht minder als in der Lausitz Trossen, Aüllichau, Sommerfeld, Guben und Tottbus. Für das 16. Jahrhundert gibt es zahlreiche Zeugnisse von einer namhaften Winzerei. Schon das zeitweilige (1538) Sinken der Wsinpreise unter die des Bieres, die Öffnung der Grenzen für die Ausfuhr durch den Landtag von 154-0 müssen am Ende auf eine gewisse Aberproduktion zurückgehen. Dabei vermochte doch Toler den Trossener Wein sogar über den Ungarischen zu loben, er erhob sich also wohl aus den dünnen Werktagsweinen, die man damals erst mit vielen Zutaten schmackhaft machte oder wie die heutigen Landrveine für und mit Wasser genoß. Selbst wenn aber die Masse der Produktion in solchem minderwertigen Gewächs bestand, verdiente die Mark damals den Ruf eines Weinlandes. Der Gubener Weinbezirk, der freilich damals nicht zu Brandenburg gehörte, ertrug im Zahre 154? nicht weniger als 5884 Faß weißen und 2! 83 Faß roten Wein, aber auch Berlin und Tölln waren 1565 von H2 Weinbergen

st L. Strnve, Landwirtschaftliche Nebengewerbe, bei NIeitzen VIII, 28, 7 p

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