3-40
umgeben, und noch ein Flecken wie Tasdorf im Niederbarnim erntete 457-4 450 Tonnen. Die Regierung des Territorialstaats begann das Gewerbe wenigstens in ihren eigenen Pflanzungen durch die N)einmeisterordimngen besonders zu regeln. Der Große Kurfürst besaß selbst sechs Weinberge zu Werder, die ihm 1678 888 Tonnen brachten, und sein gärtnerischer Berater Elsholz wußte den damaligen Ausbau des Rebensortiments zu rühmen. (Ob je eine wirkliche Nachfrage im Ausland einen über bloßen Grenzverkehr hinausgebendsn Export hervorrief, steht dahin. Bon der angeblichen Ausfuhr märkischen Weins nach Hamburg wenigstens scherzte der alte Nlarperger anfangs des 18. Jahrhunderts, sie kehre alle wieder in die Heimat zurück und könne dann gut Französisch reden.
Der BerfaU des märkischen Weinbaus ist wie ähnliche Probleme nordeuropäischer Kulturgeographie oft aus klimatischen Ursachen erklärt worden. Aber die viel angeführten kalten Winter des frühen 48. Jahrhunderts, deren Gedächtnis sich natürlich der Tradition besonders lebhaft aufdrängte, dürften doch wohl nur vorübergehende Schäden gemacht haben, und ein durchgreifender Klimawechsel konnte sich in dem kurzen Zeitraum zwischen Blühen und Welken der Kultur schwerlich vollziehen?)
Der Ausgang war von langer Hand vorbereitet durch zwei ganz wirtschaftliche Veränderungen, eine in den Bedürfnissen des Konsums und eine andere in den Voraussetzungen der Produktion selbst. Die erste machte den Wein neben Bier, Branntwein und Kolonialgetränken zur Delikatesse, die das Inland nicht herzustellen vermochte, die andere brachte den Weinbau schlechthin um die Rentabilität, auf der seine Stellung im Landbau beruhte. Dieser letzte Prozeß wird durch die Geschichte der Werderschen Gärtnerei im 48 . Jahrhundert gut erläutert. Einmal war die Handhabung der Kultur sehr verwildert. Die einzelnen Arten wurden nicht genügend unterschieden, die Kelterung war unsauber, mit Stengeln und Kernen. Gute Weinmeister waren schwer aufzutreiben und auch nur von den größeren Privatbesitzern gesucht: Die Kultur erstarrte in der altertümlichen Gemengewirtschaft der Bürgerlose. Au zweit verteuerten sich die Betriebsmittel erheblich, das Stangenholz zu den Pfählen so gut wie der Dünger. Endlich aber verschlechterte sich der Boden als Weinland an und für sich; wie man meinte, vornehmiick durch den vordringenden (Obst- und Gemüsebau. Aber das war eine schiefe Vorstellung: Erst die abnehmenden Erträge luden zu den Versuchen mit anderen Kulturen ein, und so sehr diese nun die alte beeinträchtigen mußten, konnten doch nur sie dem Lande die Fruchtbarkeit überhaupt zurückgeben. Am Ende des Jahrhunderts war die neuere Gestaltung des Werderschen Gartenbaus bereits entschieden?) Der gleichzeitigen und gleichartigen Konkurrenz des Kartoffelbaus geschah bereits Erwähnung. Was will es angesichts jener Zahlen aus dem 4 6. Jahrhundert sagen, wenn nach einer Statistik Friedrichs des Großen die kurmärkische Weinernte von 4720 Faß im Durchschnitt des
i) vgl. die Äußerung Lolers über das Risiko des Weinbaus schon zu seiner Zeit bei LH. L. Langethal, Geschichte der deutschen Landwirtschaft III, Jena »ssq, 5, Damals
erklärten sich die weinmeister bereits mit einer guten Ernte einmal in sieben Jahren zufrieden.
ft Büsching, Reise nach Rekahn S. 204 f.