Handel und Verkehr.
von Ol-. Lavl Brinkmann.
In den untergeordneten Teilabschnitten eines größeren Sammelwerkes ist im allgemeinen für methodische und andere Betrachtungen außerhalb des Gegenstandes nicht der Platz. Werden sie irgendwo entschuldigt, so sei es in den Beiträgen, die verschiedene Wissenschaften zur Kenntnis desselben Objekts steuern; über die Bedingungen der Anwendung ist man nicht bei jeder einzelnen von vornherein unterrichtet. Das fühlt der Wirtscl/aftshistoriker da am stärksten, wo nicht bloß der zeitliche, sondern der sachliche Zusammenhang seines Themas über dasselbe weit hinaus- greift wie in der Handels- und Verkehrsgeschichte einer einzelnen Landschaft. Die Produktionen eines geographischen Bezirks können selbst dann noch einigermaßen als ein Ganzes für sich erfaßt werden, wenn der Bezirk längst in einer größeren Wirtschaftseinheit aufgegangen ist. Für die Auslauschtätigkeiten eines Gebietes ist seine wirtschaftliche Unabhängigkeit ganz ungleich wichtiger: Schon in der völligsten Isolierung nie durchaus in ihm beschlossen, verallgemeinert sich ihr Kreislauf mit jeder neueil Verknüpfung nach außen in steigenden Verhältnissen. Die neueste Entwicklung der Verkehrsmittel kann dann die Situation anfänglicher Selbstgenügsamkeit unter günstigen Umständen geradezu in ihr Gegenteil umgekehrt haben: Noch in neuerer Zeit unter ihren merkantilistischen Herrschern ein sehr abgeschlossenes Handelsgebiet, dankt die Mark Brandenburg die heutige Blüte ihres Handels vor allem den Beziehungen zu jenen größeren und größten Wirtschaftsverbänden, in denen sie nicht bloß Mitglied, sondern mit Berlin Mittelpunkt ist. Diese letzte Entwicklung, ebenso wir ihre bescheideneren Anfänge in früheren Epochen, setzt den Gang der deutschen und europäischen Handelsgeschichte vielmehr voraus, als daß sie ihn in sich begriffe. Denselben Standpunkt wird die Erzählung davon einnehmen dürfen. Er entspricht auch dem Wege, den die Ablagerung der historischen Nachrichten in diesem Felde von jeher eingeschlagen hat. Mit der Vereinzelung eines handelsgebietes verschwindet die Teilnahme der Beobachter an ihm als an einer Besonderheit und zuletzt sogar die Mögliäckeit einer solchen Beobachtung.
I. Der Handel der Städte.
Die Ulark Brandenburg war der westliche Saum des slawischen Kolonisationsgebietes. Sie wurde kolonisiert und begann bald selbst zu kolonisieren. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Geschichte ihres mittelalterlichen Handels wider: Der