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nach Rußland, die in den 1-1 Jahren ihres Bestehens eine überaus fruchtbare Wechselwirkung zwischen Nachfrage und Angebot auf ihrem Gebiet herbeiführte. Das Wachstum namentlich des neumärkischen Tuchgewerbes verwandelte bald die frühere chronische Überproduktion von Wolle in ihr Gegenteil?)
Der Ausgang der Russischen Kompanie bezeichnet die Stellung des preußischen Dstseehandels: England erwies sich auf dem russischen Markte als der überlegene Konkurrent. Überhaupt entstand infolge der Machtverringerung Hollands und der skandinavischen Königreiche im 18 . Jahrhundert nicht etwa eine Lücke, durch die Preußen in die Reihe der nordischen Seemächte hätte eintreten können; neben England errang jetzt Rußland eine fast noch drückendere Vorherrschaft. Nun gab ja der Mark ihre zentrale Lage mehr als nur dir eine Exportgelegsnheit. Gerade als sie sich unter Friedrich Wilhelm I. folgerichtig merkantilistisch gegen ihre Nachbarn abzuschließen anfing, bestand dabei doch keineswegs die Absicht, diese Möglichkeiten zu vernachlässigen. Der genannte König hat mit Kursachsen 1728 den ersten modernen, von den autonomen Tarifen der Kontrahenten ausgehenden Handelsvertrag geschlossen, der einer Reihe von märkischen Textilien, wenn auch dem Tuch selbst so wenig als der Rohwolle, den Handelsweg nach Süden wieder öffnete. Die Staatsfürsorge für die Textilindustrie, die „Manufaktur" im eigentlichen, engeren Sinne, ergänzte sich durch eine ähnliche Privilegien- und Prämienpolitik zugunsten des Textilgroßhandels. Noch im vorletzten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms I. begann eine neue Berliner Handelsgesellschaft für den Export von wollenen, baumwollenen und leinenen Waren dis preußischen Fabrikate über Nürnberg und Augsburg bis nach der Schweiz und Italien zu bringen?)
Allen solchen auswärtigen Handelsgesellschaften aber fehlte gewissermaßen das Fußgestell, solange die märkische Handels- und Gewerbetätigkeit auf dem inneren Markt durch die des Auslandes überwältigt wurde. Die Wege einer nationalen Handels- und Industriepolitik hatte bereits Friedrich Wilhelm I. eingeschlagen. Sein Nachfolger fand, daß er daraus nicht sehr weit gekommen sei. Wohl war eine märkische Industrie neu gepflanzt, auch in notwendiger Beziehung dazu die fremde Einfuhr immer strenger beschränkt worden: Die politischen Kampfzölle des ersten Königs gegen Frankreich hatte der zweite sogleich durch eine rein wirtschaftlich gedachte Verschärfung des Akzisetarifs gegen ausländische Textilien vervollständigt. Nichtsdestoweniger erklärt Friedrich II. im Eingangs der Histoire üo mou teiupk, sein Vater habe durch den Überschuß des Imports über den Export jährlich etwa fünf Viertelmillionen Taler ans Ausland verloren. Die Richtigkeit der Rechnung vorausgesetzt, war ein so hohes Soll bei dem Mangel der preußischen Staaten an auswärts angelegtem Kapital und an Reedereigewinn in der Tat bedrohlich für ihre finanzielle Selbständigkeit. Schon die Einrichtung des Fünften Departements im Generaldirektorium war ein Ausdruck für das Programm des neuen Königs, wie die Fabriken, so die Kommerziell augenblicklich in den Dienst seiner Machtpolitik zu
/ ') S. die Statistik bei Schmoller, Umrisse und Untersuchungen Bekmann I, ns». ^ .