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stellen. Diese ist in Handelskreisen anfänglich durchaus nicht immer als ein Legen empfunden worden. Hohe Einsuhrziffern und gewiß auch die Erwägung allgemeiner Aonsumtendenzen bestimmten den Aönig, die hergebrachte Förderung der Textilgewerbe nicht bloß fortzusetzen, sondern ihnen in seinem Lande einen neuen Zweig allererst zu schaffen. Die mühevolle Begründung und Erziehung von Seidenweberei und Seidenbau war nicht durchzuführen, ohne daß der Handel durch geradezu prohibitive Schutzzölle auf Seidenwaren und auch durch unmittelbare Nötigung an die neuen einheimischen Bezugsquellen gewöhnt wurde. Auf anderen Gebieten schien die Industrialisierungspolitik einzelne Aaufleute persönlich zu begünstigen: Die Nietallindustrie war in den Händen jenes Splittgerber, des Besitzers der Ebers- ivalder Hämmer und der Potsdamer und Spandauer Gewehr- und Glasfabriken, sehr stark zentralisiert, und zum Besten seiner drei Berliner Zuckersiedereien wurde s75s alle Zuckereinfuhr in die fernen preußischen Häfen abgelenkt. Dennoch hatte es der märkische Handel solcher eigenmächtigen Protektion allein zu danken, daß mit dem Wachstum -er landsmännischen Produktion schließlich auch er sich weit über seinen früheren Umfang ausdehnen konnte. Die europäische Handelskrise nach dem Siebenjährigen Uriege, die freilich große und tüchtige Geschäfte wie das Gotzkowskis vernichtete, hätte den märkischen Handel sonst wohl noch heftiger verwüstet. Jedenfalls hat er bis zum Ende des Jahrhunderts der preußischen und besonders der Berliner Industrie zur vollen Ausnutzung der günstigen Weltmarktlage verholfen, und erst die Napoleonischen Uriege im Berein mit dem Bordringen der englischen Baumwollwaren hielten im letzten Jahrhundert das märkische Wirtschaftsleben wiederum fünfzig Jahre zurück?) Eine Übersicht des märkischen Fabrikaten- erports für das Jahr s78s gibt G. Behre, Geschichte der Statistik in Brandenburg-Preußen, Berlin s905, S. 346 sin. Talerwertenj:
Seiden- Wall- Baumwoll- Leinen- Metall- <-
waren waren waren waren waren -nmme
Uurmark 59H 820 6s s 376 s8 375 s56 027 458 99 s s8s9 578
Neumark — 269 632 247 s s32 30 772 303 007.)
Die Beeinflussung des märkischen Handels durch die Zollpolitik hat Friedrich der Große aus einer gelegentlichen zu einer systematischen gemacht. Seit s753 gingen ihm alljährlich die Bilanzen der Uriegs- und Domäneilkammern über die Bewegung von Ausfuhr und Einfuhr in ihren Bezirken zu, und man kann sich nicht buchstäblich genug vorstellen, wie der Uönig von ihrer persönlichen Prüfung Eingreifen oder BalsseL-kaire abhängig machte. Gleich die erste dieser Aufstellungen bewies, daß die passive Handelsbilanz der letzten Negierung sich in eine aktive umgewandelt hatte:
Ausfuhr Einfuhr Gewonnen
Aurmark 3 s 75 954 3 Ost 690 s 64 264 Taler,
Neumark s 208 0s3 494 577 7s3 656 Taler.
>) vgl. V. hintze, Oje Industrialisierungspolitik Friedrichs des Großen in seinen historischen und politischen Aufsätzen II, Berlin, Deutsche Bücherei (tyos), S. iqs-tS?.