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Dabei wäre es dank dem friderizianischen Merkantilismus wohl auch geblieben, hätte nicht die Wirtschaftsentwicklung der Residenz im weiteren verlaufe des Jahrhunderts mit einem ungeheuren Luruskonsum jeder noch so genauen Verschließung der Grenzen gegen die ausländische Produktion gespottet. Berlin verzehrte im Todesjahr Friedrichs II. für 500 000 Taler Schlachtvieh und Lebensmittel, für 800 000 Taler Aaffee, Zucker und Sirup, Tabak für 130 000 Taler und Wein für 275 000 Taler. Linen solchen Bedarf konnte natürlich das Zollinland nicht befriedigen. Demgemäß belegte die „Generalbalance" des märkischen Handels vom s. Juni s785 bis zum 3s. Mai 1786 für den kurmärkischen Bezirk einen Geldverlust ans Ausland, gegen den der Gewinn aus dem Verkehr mit den anderen Provinzen der Monarchie verschwand und der sich gegen das Vorjahr noch vergrößert hattet)
Aurmark
Neumark
Ausfuhr ins Ausland
2 13-1 725 591 681
Einfuhr Balance
vom Ausland gegen das Ausland
4 476 720 —2 311995
136139 -h 155 215
Balance
gegen
— 193 905 Taler, -I- 31 726 Taler.
Aurmark
Neumark
Transitwerte
Ausfuhr Einfuhr Balance einheimischer fremder
nach Provinzen von Provinzen gegen Provinzen Uaufleute Aaufleute
3 813 128 2 691 177 -Hill 865 529 600 131 582 Taler,
1 266 110 606 052 -h 660 058 176 52s 103 825 Taler.
Von diesen Tatsachen aus will die Zollpolitik Friedrichs des Großen in der Mark als ein Aampf der nationalen preußischen Staatskunst gegen die internationalen Bedürfnisse und Beziehungen der modernen Wirtschaftskultur gewürdigt werden. Was im Lande nicht hergestellt werden konnte, trug er kein Bedenken, rücksichtslos zu verteuern: so fielen ihm von den unwillkommenen Eingängen wenigstens die hohen Zölle zu, wie von Rhein- und Moselweinen 25, von französischen gar 30 V« des Werts. Wie gewiß mußte er erst seiner Sache sein, wo er hoffen konnte, wie bei der Seidenindustrie, Lurusgewerbe iin Lande hervorzurufen und das notwendige Abel in eine Wohltat auch für die Untertanen umzubiegen! Wenn er sogar auf das Salz einen hohen Zoll legte, so konnte ihn keine Rücksicht verhindern, den Zuckerpreis um 10—15"/« zu steigern; noch eine verzweifelte Anstrengung, wie das Aaffeemonopol, unter dem der Schmuggel mindestens den Betrag der verzollten Einfuhr erreicht haben soll, entbehrt nicht des großen Zuges, der in dem allgemeinen plan lebte. (Einen lehrreichen Überblick über das ausländische Angebot in der Mark gewährt die Linfuhrtabelle der kurmärkischen und neumärkischen Städte von 1752, Behre S. 313; die kurmärkische Hälfte erscheint in etwas abweichender, im einzelnen genauerer Form auch bei A. Fr. Büsching, Reise nach Ayritz, Berlin 1780, S. 513—550, als Linfuhrstatistik des ganzen Aammer- bezirks, vermehrt uni die Ziffern der wiederausgeführten Werte.)
9 Behre sqs, 2H8.