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Großen ein einheitlicher kommerzieller Gedanke, dieser, alle preisbildenden Faktoren miteinander in den Händen der Staatsregierung zu vereinigen. Zunächst bemächtigte er sich der gesamten Einfuhr. Seit dem Ende der vierziger Jahre erteilte er keine allgemeine Einfuhrerlaubnis mehr, nur noch hier und da lokale an einzelne Kreise, Städte oder Regimenter. Nach dem Siebenjährigen Kriege band er sogar den Import von den mittleren Nachbarprovinzen, Magdeburg, Altmark und Sommern, von Fall zu Fall, an besondere Pässe. Anderseits verschloß er nun auch für die Ausfuhr die Grenzen vollständig, die sein Vater nur einmal im Streite mit Sachsen gesperrt hatte. Er wollte nicht mehr der größte, sondern schlechthin der einzige Exporteur und Importeur in seinem Lande sein. Erst nach s770 ver- anlaßte er selbst die Gründung von Getreidehandlungskompanien auf Elbe und Vder, die er aber wie die gleichzeitigen Holzhandluugsgesellschaften in völliger Abhängigkeit von sich hielt, und die vor allem dazu bestimmt waren, den adligen Getreidebauern einen unmittelbaren Absatz ins Ausland zu ermöglichen. — Schon durch die Kabinettsorder vom ll- Juni s740 veranlaßte er die Anlegung von vier neuen Magazine» in der Mark zu Zehdenick, Havelberg, Frankfurt und Tangermünde. In der zweiten Hälfte seiner Regierung richtete er noch zwei weitere ein: Das sogenannte Friedens- oder Stadtmagazin von Berlin 1768 und s777 bei einem polnischen Getreidepreise von nur 6 Gr. ein zweites in Tüstrin; auch die Einfuhr aus dem annektierten Netzedistrikt hatte er 1 772 sogleich monopolisiert. N)ie Friedrich Wilhelm I. niedergehende Preise an die Kammertare, so wünschte Friedrich H. auch die steigenden an ein bestimmtes Niveau zu fesseln. In einer Instruktion an den Minster v. Katt 1748 befahl der König die Magazine jedesmal zu öffnen, wenn der Getreidepreise über 1 Taler wachse; dann solle nicht teurer als 20 Gr. verkauft werden. Doch hat er selbst im Juli des genannten Jahres schlesisches und preußisches Getreide zu 22 Gr. in Berlin und der Neumark abgegeben. Auf alle Fälle hatte er die märkische Getreidekonjunktur in seiner Gewalt, sobald er wollte. Bei einem (für l?5H ermittelten) Monatskonsum der Hauptstadt von 1200 Wispeln hat er oft 400—800 auf den dortigen Markt geworfen. Das Friedensmagazin mit seinen 16 000 Wispeln Roggen und Weizen konnte in der großen Teuerung von 1772—74 sogar den Bauern der sächsischen Grenzgegenden Hilfe bringen. Das ganze System mußte — denn das wollte es — von Natur mehr den allgemeinen Bedürfnissen der Bevölkerung zugute kommen, deren Befriedigung in der Geschichte gewöhnlich ein kurzes Gedächtnis genießt, als den besonderen Interessen der erzeugenden und austauschenden Wirtschaftspersonen, die damals sehr laut ihre Überzeugung äußerten, in ihrer natürlichen Wirksamkeit beschränkt, uni ihre billigen Gewinne betrogen zu sein. Die Ankläger der friderizianischen Politik haben auf diesem Gebiete eine seltene Gelegenheit gehabt, die Berechtigung ihrer Vorwürfe zu erweisen. Die Nachfolger des großen Königs haben vielleicht nirgends mit seinen Überlieferungen so gründlich gebrochen, als in der Getreidehandelspolitik. Sie wurde geradezu umgekehrt, die polnische Grenze fast völlig geöffnet, die Magazine langsam aufgelöst. Die Folge war jener übermäßige Aufschwung der Ausfuhr, dem man durch Exportzölle und Verbote zu spät zu steuern suchte. Er verursachte.
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