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schaft s60H richtete Kurfürst Joachim Friedrich einen Botendienst nach Marienwerder ein. In der Black fand dabei ein Botenwechsel nach den Ämtern statt; aber auch durch Polen scheinen die kurfürstlichen Boten gegangen zu sein. Diese Erstreckung des Beamtenapparates ins Ausland ward dann durch die Einführung reitender Posten unendlich erleichtert. Die ersten Botenordnungen, die Kurfürst Johann Sigismund dafür erließ, vollziehen bereits den Abergang zum fest taxierten öffentlichen Dienst nach den hauptorten Mitteleuropas. Die niedrigeren Sätze im Verkehr mit dem Osten — 8 Taler Botenlohn nach Königsberg, Krakau und Mainz gegenüber sO T. nach Straßburg, Köln und Düsseldorf — finden ihre beste Erklärung in dem direkteren Fortgang, den sich die brandenburgischen Posten in dieser Richtung verschaffen konnten. Die öffentliche Bestellung hat sich nunmehr von den Staatsmissionen losgelöst: Die Loten warten in der kurfürstlichen Kanzlei, bis eine genügende Menge Briefe sich angesammelt hat, d. h. der Lohn eines jeden wird auf eine Reihe von Absendern umgelegt. Derselbe plötzliche Zustrom von Kunden aus dem Handelsstande, auf den der rasche Erfolg der Taxisschen Reichspost hundert Jahre früher zurückgeführt wurde, muß um diese Zeit auch die Brandenburgische Post emporgetragen, namentlich die Berliner Zentralstelle zum Sammelpunkt aller wichtigen auswärtigen Nachrichten gemacht haben. Im Dreißigjährigen Kriege wurde der Postbotenmeister Veit Frischmann zu Berlin mit Druck und Verlag einer Staatszeitung betraut, die von den täglichen amtlichen Berichten der Postverwalter, besonders der zu Tangermünde, havelberg, Rathenow und Spandau lebte. In friderizianischer Zeit ist diese Einrichtung erneuert worden:- Die Postmeister mußten damals monatlich, aber auch über eine große Anzahl von Gegenständen, namentlich über Witterung, Straßen, Preise und Löhne ihres Bezirks nach Berlin berichten. Die immer lästigere und immer nachlässiger erfüllte Pflicht hat bis s84:8 bestanden?) Von größtem Segen für den Hamburger Kolonialwarenhandel nach dem Osten war es, daß Hamburger Briefe neben der alten Beförderung über Stettin seit f63H zweimal wöchentlich Gelegenheit hatten, mit der brandenburgischen sogenannten Küchenpost über Berlin 2H Stunden früher nach Danzig, Königsberg und Riga zu kommen?)
Es war nicht anders zu erwarten, als daß der brandenburgische postbetrieb im Auslande auf vielfachen Widerstand stieß, sobald seine Rentabilität die Eifersucht der ausländischen Staatsgewalten herausforderte. Es ist der Regierung des Großen Kurfürsten zu danken, daß die Anstalt an der territorialen Zerrissenheit ihres natürlichen Kundschaftsgebietes nicht überhaupt gescheitert ist. Mehr als der Oberpräsident Schwerin, der seit s632 die Stelle eines Oberpostdirektors bekleidete, ist dabei der Hofrentmeister und Postdirektor Michael Matthias hervorgetreten, derselbe, der im Interesse seiner Kasse auch das große handelspolitische Projekt des Neuen Grabens zuvörderst betrieb. Seine größte Leistung war die Vollendung des einheitlichen brandenburgisckM Postkurses durch alle brandenburgischen Territorien im Jahre f65ch Sollte dieser Kurs einheitlich bleiben und doch den großen deutschen
B. L. Lrole, Geschichte der Deutschen Post. Eisenach Z 88 Y, S. 297—408.
?) Alöden, Mderhandel V siff. noch zu benutzen neben v. Stephan, Geschichte der preußischen Post. Berlin 185Y, S. 12 ff.