Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Verkehr an sich ziehen, so war es wünschenswert, an den großen außerbrandenburgi- schen Knotenpunkten eigene brandenburgische Postämter zu unterhalten. Gegen diese richteten sich zunächst die Feindseligkeiten der fremden Regierungen. Schon die der freien Städte, wie Hamburg, machten Schwierigkeiten, zum Teil unter dem Gin­fluß größerer Staaten: Polen erzwang f660 die Aufhebung des brandenburgischen Postamts zu Danzig, und es hielt in der Folge sogar schwer genug, die Übergriffe der Danziger Post auf Brandenburgisch-Pommern abzuwehren. Noch schwieriger mußte der Streit mit den Fürsten sein. Der um das brandenburgische Postamt zu Leipzig ist wie ein Vorspiel zu dem späteren handelspolitischen Gegensatz zwischen Sachsen und Preußen, und mit Österreich kam es erst f686 zu einer Verständigung über die Postverbindung durch Schlesien nach Men?) Mit den nachbarlichen Eifersüchteleien berührte sich in eigentümlicher Mise der Anspruch des gräflichen Hauses von Thurn und Taxis auf den ausschließlichen Genuß eines angeblichen kaiserlichen postregals. Schon der zweite Inhaber der bei diesem Ge­schlecht erblichen Generalreichspostmeisterwürde versuchte den bedrohlichen Wett­bewerb der brandenburgische« Posten durch einen grundsätzlichen Protest nicht nur einzuschränken, sondern zu vernichten. Die deutschen Fürsten, die das wohlverstan­dene Rechtsprinzip ihrer Macht in dem Konflikt auf die brandenburgische Seite hätte stellen sollen, folgten doch den augenblicklichen politischen Trieben in ein Bündnis mit dem natürlichen Gegner. In den Verhandlungen Brandenburgs mit Kaiser und Reich ließen sie es im Stich und begünstigten in ihren Ländern das Taxische Monopol. Zuletzt wurden sie selbst von den geschäftsklugen Grafen im Stiche ge­lassen. Den großen Plan einer außerbrandenburgischen Postverbindung zwischen dem Amsterdamer Markt und seinen russisch-polnischen Bezugsländern, durch dessen Ausführung eine Reihe von mitteldeutschen Staaten, unter Führung Sachsens, dem König Friedrich Mlhelm I. wohl in der Tat empfindlichen Schaden zugefügt hätten, zerstörte ihnen der Gefährdete f723 durch den geschickten Zug einer unmittelbaren Unterhandlung mit Taxis: Es glückte dadurch nicht nur, den Widersachern ihren vornehmsten Helfer zu entziehen, sondern auch im Vertrage von Wesel sich ein für allemal wegen der Anrechte aus seinem Privileg mit ihm auseinanderzusetzen?)

Eins der schwierigsten Probleme für jede große Sonderverwaltung ist die Aus­bildung eines geeigneten Beamtenmaterials. Es hat in der Entwicklung der preußi­schen Post ungewöhnlich viel Zeit und Mühe erfordert, die Leitung von bedenklichen Beziehungen zu der allgemeinen Regierung, die unteren Stellen aus den vollends schädlichen Händen privater Willkür zu befreien. Unter dem ersten Könige dauerte zunächst die Vereinigung des höchsten Postverwaltungsamtes mit der Würde des höchsten Ministers fort, und gerade damals haben Danckelmann und besonders Wartenberg den ersten Auftrag dem zweiten, wenn nicht zum eigenen Nutzen, doch jedenfalls zum großen Nachteil des Verkehrsinstituts, vollständig untergeordnet. Unter der nächsten Regierung wurde sodann das Generalpostamt nicht durch seinen Vorsteher persönlich, sondern auch vermöge sachlicher Kompetenzen an die neue Ober-

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Brandenburgische Landeskunde. Bd. II.

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