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schärfte sich der Fiskalismus der Post eher noch, hauptsächlich durch die Einführung der französischen Regie auch in ihre Verwaltung. Nicht allein, daß man auf die Beseitigung der zahlreichen überflüssigen Portofreiheiten ausging, auch die allgemeinen Tarifsätze wurden empfindlich angezogen. Das niedrigste Briefporto stieg auf I Gr., das Minimum des Paketportos für s —20 Pfund auf 2 Gr. Hier zuerst wurde eine einheitliche Progression der Porti nach den direkten Entfernungen der Immediat- postämter der Berechnung zugrunde gelegt. Ader gerade das gab Anlaß, die Bestellung nach den kleineren Postwärtereien Zuschlägen, den sogenannten Binnenportosätzen, zu unterwerfen?) Ein Jahr vor der Tarifreform wurde im Flur des Berliner Rathauses der erste preußische Briefkasten „zur Gemächlichkeit der Eorrespondenten und Facilitierung deren Torrespondenz" aufgestellt?)
Ein Paketpostzwang wurde erst 1,7 i 5 für Pakete unter 20 Pfund festgestellt und s766 auf alle unter 40 Pfund ausgedehnt. Lilpakete mit der Aufschrift ,,4'ori- eulum in morn" wurden für Doppelporto berücksichtigt. Bei Geldsendungen ward auf jede l 00 T. der Pfennigsatz der Psundpakete in Groschen, bei Gold und Juwelen bis um die Hälfte weniger, erhoben. Die postalische Sicherheit der Pakete muß anfangs äußerst gering gewesen sein. Wie ehemals unter dem städtischen Anhang der Raubrittergeschlechter bildete sich ein ganzer Hehlerstand für den Handel mit gestohlenen Transporten. Einmal ist deswegen eine Iudenaustreibung angeordnet worden. Später hielt Friedrich der Große eifrig darüber, daß die Post für alle Verluste, bis zur äußersten Grenze des Verschuldens, eintrat, und auch unter den weitherzigen Bestimmungen des Allgemeinen Landrechts ist die Posthaftung fortdauernd dem Publikum sehr entgegengekommen. Eben diese Politik, neben der Zunahme der öffentlichen Sicherheit überhaupt, war am besten geeignet, die Sorgfalt des Betriebes stetig zu steigern. Einen Blick in den wachsenden paketverkehr der Hauptstadt läßt das Berliner Packkammerreglement von 1719 tun?) Danach besorgten, einer rechts und einer links der Spree, die beiden Anechte des Packkammerboten die ganze paketfahrt der Residenzen und der Nachbarorte. Sie bezogen dafür Bestellgelder, die nach drei bei 25 und 50 Pfund abgegrenzten Gewichtsgruppen je ?-2, s oder 2 Gr. betrugen und deren Einfaches in Berlin und Eölln, ein Doppeltes für Friedrichswerder, Friedrich- und Dorotheenstadt und die Vorstädte galt. Die Rolltaxen der Spediteure werden noch höher gewesen sein. Sechzig Jahre später klagt A. Fr. Büsching, er habe beim Verschreiben eines Fasses Wein „von einigen sOO Auart-Bouteillen" aus Stettin für das Anrollen vom Packhöf nach seiner Wohnung im Grauen Kloster fast halb soviel zahlen müssen, als die Wasserfracht bis Berlin (s4 Gr.) betragen hatte?)
Im Reiseverkehr mußte die brandenburgische Post durch ihren amtlich regelmäßigen und raschen Dienst zunächst einen gewissen Vorsprung vor der privalfuhr- halterei gewinnen. Die ununterbrochene Tag- und Nachtfahrt der Personenposten
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h Reise nach Uyritz. Berlin N80, 5. 5§2.
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