Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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unter dem ersten Aönige Holländer und Friesländer Fabriken für Zuckerraffinade, Tabakspinnerei und Lederverarbeitung?) Aber auch unter den französischen Ein­wanderern in die Mark war mindestens einer, dessen Unternehmungsgeist auch die Verwertung der heimischen Bodenschätze im Wege der Halb- und Ganzfabrikation gefördert hat; Moses Aureillon, der Einrichter der Eberswalder Eisenspalterei und Drahtzieherei, zeitweilig auch Pächter der Werke von Finow und Heegermühle. Etwas später benutzte dann die Berliner Bankfirma Splittgerber und Daun den . Massenbedarf des neuen preußischen Heerwesens zum Betrieb der militärischen Ge­wehrfabriken von Potsdam und Spandau, und diese Etablissements wurden der Uern einer großartigen Bereinigung alter und neuer märkischer Metallwerke in denselben Händen. Darunter war auch die Eisen- und Stahlwarenfabrik in Neustadt-Lbers- walde, die Friedrich der Große im Beginn seiner Regierung als Messerschleiferei ins Leben gerufen hatte. Dft war die Entwicklung der Unternehmung umgekehrt, und der Staat übernahm und gestaltete aus, was Privatleute angebahnt hatten, wie in der Textilindustrie Friedrich Wilhelm I. das Berliner Lagerhaus. Unter Friedrich dem Großen aber gewöhnte sich der Staat immer mehr, einzelne seiner dauernden Bedürfnisse durch eigene Initiative zu decken. So arbeiteten im Gebiete der Metall­industrie noch vor dem Siebenjährigen Uriege die alte Hütte zu Zehdenick und eine neue zu Gottow Ureis Luckenwalde fast ausschließlich an der Munitionsversorgung -er friderizianischen Armee, und auch der fiskalische Eisendrahtzug in Sophienhaus und Earlsberg war vorwiegend für die Landesverteidigung beschäftigt?) Allgemein fällt bei dieser Übersicht ins Auge, daß die Standorte der märkischen Metallindustrie durchaus über die Landschaft verstreut waren, weil diese Industrie eben vorläufig noch entweder an günstige Wasserverkehrsbedingungen oder an die Nähe der ver­arbeiteten und verbrauchten Bodenschätze völlig gefesselt war. Die Spärlichkeit der Uohleheizung machte damals alle Hüttenwerke zu anspruchsvollen und gefährlichen Uostgängern der Forstwirtschaft. Der Minister Heinitz berechnete nach dem Tode Friedrichs des Großen, daß der Hochofen zu Vietz in der Neumark, seit s755 in königlicher Verwaltung, ?8 000 Zentner Raseneisenstein und 20 26 s Zentner Brenn­holz zur Verfertigung von nur stOOO Zentnern Gußeisen oder gar bloß 5625 Zent­nern Schmiedeeisen benötige?)

Dieselben typischen Züge der Industrieentwicklung weist die Frühgeschichte der keramischen Fabrikation in der Mark auf. Ein Rittergutsbesitzer, der Minister von Görne, entdeckt s?s3 auf seiner Herrschaft Plaue durch die Anregung eines Aben­teurers, eines angeblichen Mitarbeiters des Erfinders Böttger, eine schmelzbare Erde, er verbindet sich mit zwei, unternehmenden Handwerkern, dem Maler Pennewitz und dem Töpfer Mehlhorn zum Betriebe eines Porzellanofens. Die bürgerlichen Unter­

st Siehe H. Rachel in Sitzungsberichten des Vereins für Geschichte der Mark Branden­burg, to. März 1909; ich bemerke, daß diese Skizze dem Herrn Bearbeiter der Zoll- und Akzise­geschichte für die ^.cta öorussiss auch sonst wertvolle Anregungen verdankt.

st F. w. A. Bratring, Statistisch-toxograxhische Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg I, Berlin tso-z, S. i-zrf.

st D. Behre, Geschichte der Statistik in Brandenburg-Preußen, Berlin 1905, S. S2L, N. s.