Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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Müdigkeit und Abschließung als der Nacht wirtschaftlicher Verhältnisse, die in weiten Gebieten Brandenburg auf die Erhaltung einer bäuerlichen Hauskunst drang; denn die drei Stufen unserer künstlerischen Entwicklung, die Hand in Hand gehen mit der Gliede­rung der Bevölkerung, hat in Brandenburg besonders stark schichtend gewirkt.

Deutschlands Kultur, um dies vorwegzunehmen, läßt sich im großen und ganzen als eine dreifache Aufeinanderfolge von Schichtungen erkennen, die man als dörfliche, städtische und staatliche bezeichnen kann, und die in eine gemeinsame künstlerische Über­einstimmung wenigstens in den ersten Jahrhunderten durch den verbindenden Einfluß der Kirche gelangten. Die Elemente dieser Schichtungen sind hauptsächlich von den wirt­schaftlichen Betriebsformen abhängig,.ihre Beziehungen zum Kunstschaffen aber erkenn­bar als Hauskunst, als Berufsgewerbe und als industrieller Groß­betrieb. Alle begünstigten und hielten besondere Kunstformen fest, von denen die urtümlichste, die Hauskunst, früh schon abstarb, nicht ohne indessen die künstlerische Eigen­art dieser Kunstschichtungen bis in das sft. Jahrhundert hinein zu bewahren. Der Prozeß der allgemeinen künstlerischen Wandlung ist im wesentlichen nur bestimmt worden von dem Abfließen einzelner Formen aus dem Großbetrieb in die anderen Kreise zumeist als höfischer Import von denen sich indessen die bäuerliche Kunst am ab­lehnendsten verhielt. Es wird sich empfehlen, die Kunst im Zusammenhangs mit diesen Interessenkreisen zu betrachten, als deren erster zu behandeln ist:

Die Kunst der vorhohenzollernschen Zeit.

Von dem Romanismus bis zur Hochgotik.

Die Hauskunst.

In dem Hausgewerbe wirken noch unmittelbar Beziehungen nach, die den land­wirtschaftlichen Urgewerben, vor allem dem Ackerbau anhaften. Dieser ist volkswirt­schaftlich recht wenig beweglich. Was geschaffen wird, soll dem eigenen Gebrauche dienen, soll handlich und dauerhaft sein und erst in letzter Linie künstlerisch wirken. Da­durch gewinnt ein Kunstwerk, bei dem jede Verkaufsabsicht ausgeschlossen ist, für das zudem bei der Vorherrschaft der städtischen Innungsgewerbe auch die Möglichkeit dazu bis in das Jahrhundert ausgeschlossen war, eine Form, die jahrhundertelang un­beweglich blieb, die aus altüberkommenen, stets wieder angewandten Techniken neu gestärkt wurde und dadurch uralte Formen festhielt bis in die Gegenwart. Eine innere künstlerische Entwicklung, die als Niederschlag geistiger Bewegung Form und Technik ändert und auf die Höhe trägt, erfolgt nur spärlich und langsam, indem sie unmerklich fremde Elemente den altüberkommenen beimischt. Die Grundlage dieser Formen ist die Plastik, weil mit Ausnahme von Weberei und Wirkerei die vorwiegend körperliche Gestalt der Wohngegenstände dazu drängt. Da die Bedürfnisse fast überall dieselben sind, so treten auch die ethnographischen Unterscheidungen zurück wenigstens in Brandenburg, wo ein größerer Unterschied nur zwischen dem deutschen und slawischen Volkstum besteht.

Das slawischeKönnen war, wie wir gesehen haben, wenig entwickelt; immerhin haben sich Reste einer volklichen Eigenart auch in der Kunst erhalten. Die Vorgeschichte über-