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mittelt uns eine besondere Vorliebe für das Wellenornament, das dem weichen Ton der slawischen Töpfe mit einem mehrzinkigen Geräte eingegraben wurde (siehe Band III S. 443). Wenn auch dieses Grnament bis zu einem bestimmten Grade zum Kennzeichen der slawischen Keramik überhaupt geworden ist, so hat es seine Lebensfähigkeit doch, auch in der geschichtlichen Zeit noch... bei anderen Stoffen, wie Holz oder bei Lehmwänden bewiesen.
Fraglich ist es, ob in Brandenburg sich eine besondere Silberarbeit entwickelt hat, auf die der weit verbreitete slawische Schläfenring schließen lassen könnte, wenn hier nicht besser eine Ginfuhr aus den östlichen Gebieten anzunehmen wäre. Das Vernichten arabischen Silber
Abb. 1. Wendisches Blockhaus bei Senftenberg.
schmucks, das bereits erwähnt ist (5. 4s), läßt mindestens auf eine geringe Schätzung künstlerischer Silberarbeit schließen. Zweifelloser steht man der slawischen Überlieferung in der Kleidung gegenüber, die eine besondere Vorliebe für Rot und Grün, überhaupt
für auffallende Farbenzusammenstellung zeigt, was freilich auch anderen slawischen Stämmen eigen und in Brandenburg durch die städtische Industrie besonders gefördert worden ist.
Die Chronisten berichten auch manches von dem hölzernen Schmuck der wendischen Tempelbauten, von denen der Überlieferung nach auch bedeutende in Brandenburg (Brandenburg a. d. H., Havelberg, Prenzlau, Jüterbog u. a.) gestanden haben. Nichts ist davon auf uns gekommen als ein paar Berichte, aus denen wir mehr eine rege Phantasie als ein geläutertes Kunstempfinden erkennen können. Der spätere wendische Bau steht ganz im Banne der deutschen Handwerkskunst, mit Ausnahme vielleicht der eigenartigen Giebelverbretterung, die vermutlich im Anschlüsse an eine ältere Dachkonstruktion sich erhalten hat. Dagegen verrät eine Vorliebe für weiche und runde Linien, die an den Möbelformen und den Giebelfiguren der wendischen Bauernhäuser erscheinen (Siehe Band III, S. 66, 73) einen engen Anschluß an die temperamentvolle oder sentimentale Grundstimmung des slawischen Volkscharakters. Es ist das dieselbe Neigung, die Schränke und Truhen bunt und blumenreich bemalen ließ, während die deutschen Bewohner mehr eine ruhigere und klarere Gesamtstimmung bevorzugten. Diese
Abb. 2. Altertümliche bäuerliche Schmiedearbeit an der Kirche in Preußnitz bei Belzig.