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Zusammenarbeiten die Stärke der bäuerlichen künstlerischen Kunstanschauung, die die widerstrebendsten Elemente handwerklich zusammenführte.
Sieghaft ist hier das alte ländliche Kunstgefühl über die gemessene Sprache der Berufskunst gewesen. Die bekannten Elemente des bäuerlichen Geschmacks: Durch- schlingung, Fabelwesen und hinter ihnen eine starre geometrische Anordnung erhielten sich; dagegen wurden sie durch eine gewisse satte Breite in ihrer künstlerischen Entfaltung gehemmt. Sie zwingt u. a. das Akanthusblatt in die Umschlingung hinein, ersetzt indessen das Fabeltier gern durch Engelsköpfe, die befremdend aus dem schweren Geäst herausschauen, oder sie läßt, falls das gotische Gefüge stärker als die lebendigere Renaissanceranke ist, beide in recht naiver Meise durcheinanderspielen.
Es zieht sich eine barocke Stimmung durch diese Kunst, die einem wilden Naturalismus zustrebt. Indessen stand dieser in sich ungehemmten Entwicklung eines entgegen, um die anarchistischen Neigungen der Handwerks- und Hauskunst zu zügeln und sie immer wieder von neuem auf den Boden der brandenburgischen Landesart zurückzuzwingen: das war die konservative Macht der Kirche, die zwischen bäuerlicher Hausund bürgerlicher Berufskunst eine vermittelnde Stellung einnahm.
Sie ist nicht wie Haus-, Berufs- und Industriekunst mit wirtschaftlichen Bewegungen verbunden; sie ist auch nur kurze Zeit unbeschränkt wirksam gewesen; aber sie hat in dieser die verschiedenen wirtschaftlichen, stammesartlichen und kulturellen Richtungen zu einer einheitlichen Kunstanschauung geklärt. Zwar war sie nicht auf irgendeine politische Begrenzung gerichtet, sondern brachte im Gegenteil Anschauungen mit, die
Abb. 8. Grabkreuz in Selchow (Uckermark).
Abb. 9. Altar in der Kirche zu Lunow (Uckermark).
Die kirchliche Kunst.
