durchaus von den großen europäischen Kunstrichtungen abhängig waren. Indessen kam dies für die Mark Brandenburg nur wenig in Betracht, da die Einheitlichkeit der christlichen Kunst im 12. Jahrhundert Noch nicht erschüttert war und ihr auch von einer starken Landeskunst kein Widerstand entgegengesetzt wurde, wie beispielsweise in den nordischen Ländern. Der große Mittelpunkt kirchlicher Kunst für Nordostdeutschland war im Anfänge des 12. Jahrhunderts das Stift und Erzbistum Magdeburg, von dem die märkischen Bistümer Brandenburg, Havelberg und Lebus abhängig waren. Magdeburg war aber selbst wieder nur Durchgangsort für die traditionsstarke Kunst Süd- und Westdeutschlands. Die Eigenart dieser Beziehungen ist vielfach noch erkennbar; doch gehört ihre genauere Darstellung der Baugeschichte an.
Die kirchliche Kunst arbeitete ursprünglich mit einem festen Kanon von Formen, der sich erst gegen Ausgang des 14. Jahrhunderts wesentlich lockerte und einer großen Unsicherheit Platz machte. Die Ursache ist erkennbar in dem Mandel von der romanischen zur gotischen Kunst, die weitaus weltliches war, die mehr mit beruflichen Handwerkern als der geistlich inspirierte Romanismus arbeitete und auch ihren größten Wirkungskreis in den erstarkenden Städten fand. Die Gotik ist daher auch der eigentliche Kunstausdruck unseres märkischen Bürgertums geworden, das seine stolzen Rathäuser, Wehrbauten und Pfarrkirchen in dieser Zeit errichtete.
Zunächst freilich stand die Baukunst ganz unter dem Einflüsse des Romanismus, der sich als eine Verschmelzung nachklassischer, mit christlicher Anschauung durchsetzter Formen und jenem ausgeprägt germanischen Kunstgefühl zeigte, dessen stilistische Eigenarten als Bandgeflecht und Fabelwesen wir auch in der Bauernkunst angetroffen haben. Der Mangel an einem leicht zu bearbeitenden Naturgestein bedingte allerdings in Brandenburg eine Vereinfachtheit der Formen, die sich wesentlich abhob von der Kunst der süd- und westdeutschen Berggebiete, und die erst' mit der Anwendung der Ziegel etwas behoben wurde. Wo in romanischer Zeit reichere Bauglieder vorhanden sind, sind sie wie die schönen Kapitale in der Krypta des Domes zu Brandenburg a. d. H. entweder fertig bezogen oder von fernher berufenen Werkleuten bearbeitet worden. Vom Rhein, dessen alte Kapitale Köln höchstwahrscheinlich den ersten Schulzen von Berlin und sogar den Namen der Schwesterstadt hergegeben hatte, kanten Gold- und Silberschätze, die für die einheimischen Kräfte vorbildlich wurden. Bronzewerke, Glocken, Taufkessel, Grabplatten weisen nach Niederdeutschland, besonders nach den Ostseestädten; sie brachten, da sie einer späteren Zeit angehören, vielfach auch eine andere Kunst ins Land. Am entschiedensten aber ist die Baukunst im Auge der kirchlichen Überlieferung geblieben, die um so fester war, als die führenden Kräfte in der Frühzeit wohl ausnahmslos Mönche und Priester oder doch Laien waren, die mit ihrer Kunst nur im Dienste der Kirche tätig blieben. Sobald indessen die Städte mit der Ausführung ihrer großen Bauaufgaben begannen, gaben die kirchlichen Meister die Führung an die bürgerlichen Architekten ab. Schon die Pfarrkirchen in den älteren Städten sind nicht mehr von den mönchischen Meistern, sondern von bürgerlichen geschulten Kräften gebaut worden, die zwar noch im Banne der mittelalterlichen Bauhütten standen, aber doch den Kunstbedürfnissen eines selbstbewußten und bemittelten Bürgertums nachkomnten mußten. An den Steinmetzzeichen, die mit der Backsteintechnik verschwanden und hier oft von einer mehr humoristisch