Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
Seite
18
Einzelbild herunterladen

- 18 -

Material es verhinderte, die Kunst in vielen Nebenformen zu verzetteln und die einheit­liche Straffheit zu verlieren. Trotz dieser geringen Ausbildungsfähigkeit lassen sich doch zwei große landschaftlich gebundene Gruppen unterscheiden, die mit der Heimat der Ein­wanderer im Zusammenhänge stehen. Der Norden Brandenburgs, die beiden s)rignitz, die Ucker- und Neumark umfassend, zeigt in seinen granitnen Dorfkirchen einen mächtigen breiten Westturm, kleine Fenster und abgetreppte West- und Südportale (Abb. 12). Als eine ganz seltene Ausnahme ist das reich ornamentierte Hausteinportal der Airche in Niedersinow zu betrachten, das anscheinend dem 1 . 3 . Jahrhundert angehört und wohl aus Sachsen bezogen wurde. Zm Süden ist Zinna der Ausgang für eine hochentwickelte Granit­baukunst geworden, nachdem von Magdeburg aus der südwestliche Teil Brandenburgs mit Dorfkirchen versehen war, die keinen Westeingang und ursprünglich auch keinen Turm gehabt haben, deren Südportale aber einen charakteristischen Rundbogen zeigen (Abb. 1 3) . In der Mittelmark ist eine dritte Gruppe, die unter Verzicht auf reicher gelaibte Fenster-

Abb. is. Portale und Fenster aus Granit.

(von links nach rechts: Hirschfelde, Bertikow, Bertikow.)

und Portalöffnungen eine sehr strenge und schlichte Gestaltung hat, die aber gern den aus­gebildeten Grundriß mit breitem Westturm, Schiff, Thor und halbrunder Thornische zeigt (Abb. 14). Von der Altmark drang Mitte und Ende des 12. Jahrhunderts eine andere Richtung der Granitkirchen östlich bis in die Uckermark und die Neumark vor, die den breiten Westturm bevorzugt und eine besondere Neigung zu einer reicheren Gestaltung selbst des harten Granits aufweist (Abb. 13 ). Die dem 1 4 . J ahrhundert angehörende, fast überreich gegliederte Airche in Fürstenwerder gibt den Gipfelpunkt dieser Entwicklung an, läßt aber schon den beginnenden Verfall erkennen.

Ebenfalls von Magdeburg oder wenigstens von Sachsen aus ist die Backstein­technik, die in Leitzkau und Jerichow besonders schöne Werke geschaffen hatte, in die Zauche und in das Havelland und schließlich bis über die Oder getragen worden. Am Fläming stieß sie auf die von Zinna ausgestrahlte, meist turmlose Granitkirchenkunst, die sich über Jüterbog und Dahme bis in die Mittelmark verbreitet hatte, um sie in wenigen Jahr­zehnten niederzuringen. Nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges kam sie noch einmal in die höhe, aber ihre Kräfte waren versiegt, weil die gute Technik sich unter