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der Herrschaft des Backsteins verloren hatte. Was jetzt noch erstand, kann keineswegs mit den reifen Werken der älteren Zeit verglichen werden.
Lines der frühesten und vollkommensten Werke der Backsteintechnik in Brandenburg, ja in ganz Norddeutschland, ist Lehnin, dessen Einfluß nicht nur auf die Entwicklung der Granitkunst bestimmend war, sondern der sich auch — nach den gleichen Hormsteinen zu urteilen — über Chorin bis an die Ostsee geltend gemacht hatte. Nach der allgemeinen Annahme 1180 gestiftet und in wenigen Jahren notdürftig für die Bedürfnisse der Zisterzienser mit Bethaus, Schlaf-, Speise- und Gasträumen und einer Pförtnerwohnung versehen, wurde Anfang des s3. Jahrhunderts die Erbauung einer neuen großen Anlage begonnen, die sich nach der Baugewohnheit der Zeit bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts hinzog. Zwar kam die Neigung zu Pracht und Luxus, die schon dem gotischen Tochterbau in Thorin eigen ist, noch nicht zum Durchbruch; doch wandelte sich der strenge romanische Stil der östlichen Hälfte im Laufe des Jahrhunderts an dem westlichen Ausbau zu einer reicheren Gestaltung um, die an dem, von den prämonstra- tensern ausgebauten Dom in Brandenburg a. d. H. um 1235 schon recht ansehnlich entwickelt war. In Lehnin war immerhin die Überlieferung der älteren Bauanlage stark genug, die künstlerische Einheitlichkeit zu sichern.
Ob die Annahme, daß die ersten christlichen Gotteshäuser überall in Deutschland aus Holz errichtet waren, auch für Brandenburg zutreffend ist, mag dahingestellt bleiben. Es ist wahrscheinlicher, daß die ersten Kolonisten, die doch nicht ziellos in einem ihnen fremden Lande umherzogen, sondern planmäßig und im Anschluß an eine klardurchdachte, auf die Schärfe des Schwertes gegründete Politik angesiedelt wurden, die ihnen bekannte Hausteintechnik auch in dem granitreichen Brandenburg anwandten. Für die ersten unruhigen Wochen der Landvermessung und Austeilung genügte eine einfache Wohnhütte, wenn sie nicht vorzogen, den Gottesdienst im Freien zu erledigen. Warum sie zuerst noch einen Holzbau errichten sollten, ist nicht abzusehen, wenn auch vereinzelt einmal eine unklare Chronikstelle eine bezügliche Auslegung erlaubt. Nur im Osten, der erst verhältnismäßig spät erworben wurde, kam der Holzbau zu einer dauernden Anwendung und blieb es auch neben dem jüngeren Feldsteinbau bis in das 18. Jahrhundert hinein (Abb. 16).
Bei den ältesten Granitbauten tritt schon eine feste Tradition hervor. Von Unsicherheit ist hier keine Rede mehr; nur verschiedene Herkunft der Kolonisten läßt geringe Abweichungen in der Grundrißanlage zu. Als ein anerkanntes und fertiges Bauwesen ist die Kirche ins Land gekommen und nach festen handwerklichen Grundsätzen aus- geführt. Der breite und gedrungene Westturm mit quergelegtem Satteldach war für gefährliche Zeiten zugleich als eine Art Wehrturm eingerichtet mit hochgelegenem Ein- gange und kleinen Lichtöffnungen: in Aernitz, Demertin, Hohennauen stehen klare
Abb. 16. Blockkirche in Burschen bei Zielenzig.
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