Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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hundert wurde eine zweite obere Fensterreihe angelegt, die indessen nur am Chor und an der Apsis völlig rundbogig ist. Es bezeugt diese Tatsache, daß die starre Überlieferung doch auch schon früh ein wenig gelockert war. Das bestätigt auch die Anlage der östlich des Querschiffes angeordneten, halbkreisförmig geschlossenen Doppelkapellen, deren obere durch die innerhalb des granitnen Mauerwerks liegenden Treppen ersteigbar ist. Diese Anlage beweist die ursprüngliche Planung; sie erinnert zugleich an die Apsiden von Zinna und an westliche Herkunft, während der 1262 vollendete Westteil schon erhebliche An­näherung an den ausgebildeten gotischen Stil aufweist. Durch Form und Konstruktion tritt

dies u. a. in den zugespitzten Lntlastungs- bögen zutage, die über den rundbogigen Arkaden liegen, in dem aus Ton ge­brannten Fries über diesen Arkaden und manchen Detail der Ausgestaltung der Gesimse, Fenster- und Türlaibung, die alle auf die Wandlung in dem Baustil deuten. Die klare Anlage des Aister- zienserklosters ist unverkennbar; aber die örtlichen Verhältnisse haben Abweichun­gen bedingt. So wurde, um das (übri­gens späte) Abthaus mit den Konvents­raumen zu verbinden, an der Westseite der Kirche ein innerer Laufgang angelegt, der wieder sein Gegenstück an rheinischen Kirchen hat, deren Vorbild uns bei der Betrachtung unserer alten Kirchen so überaus häufig entgegentritt.

Als Markgraf Johann die Mönche von Lehnin 1258 herbeirief, um das bei­nahe dem Untergang zustrebende Prä- monstratenserkloster auf der Ziegeninsel des Parsteiner Sees wieder zu beleben, er­kannten jene bald die Unhaltbarkeit der allen Wassereinbrüchen ausgesetzten Lage. Kurz entschlossen räumten sie das Gebiet und verlegten das Kloster, das demnach als eine völlige Neugründung anzusehen ist, in das große Waldgebiet von Chorin. Das war um 1254. Schnell, wenn auch in den üblichen Teil­bauten, wuchs das Kloster empor. Der westliche Teil mag bald nach der Verlegung entstanden gewesen sein, das westliche etwas später, 1310 wa ren die Bauten vollendet. In Lehnin und Zinna tritt uns noch die knappe Sprache des arbeitreichen Mönchsordens entgegen; in Chorin haben wir trotz aller Anlehnung an diese Vorbilder schon einen entwickelten Bauorganismus. Ls ist das glänzendste Werk des Zisterzienserordens in der Mark, ein Ergebnis langjähriger Bauschulung, gefördert offenbar durch reichliche Mittel. Die Gediegenheit der Konstruktion und der Technik legt Zeugnis ab von dem Können der Mönche, die kühne Durchbildung der Einzelformen, die manchmal schon an der Grenze

Abb. 24. Chorin. Nördliches Querschiff.

Nach Aufnahme von Hofphotograph F. Albert Schwartz. Berlin 87.