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architektonischen Zulässigkeit angelangt sind, von dem künstlerischen Vermögen des Grdens. Die Choriner Klosterkirche ist wohl die schönste, kühnste und in ihren Verhältnissen wohlklingendste der Mark und weit über ihre Grenzen hinaus. Sie erinnert in ihrer gesamten Bauerscheinung an die unter gleichen Voraussetzungen, aber von ganz anderen Einflüssen getragenen Bauten der Marienburg an der Nogat. Es ist keineswegs die Überlieferung der märkischen Kunst allein, die hier nach Ausdruck gesteigerten Besitzes ringt, sondern es zeigt sich hier ein im Lande sonst nicht gewöhnliches Gefühl für die Ausbildungsmöglichkeit des Backsteins. Der Aufbau der älteren Teile ist rhythmisch vollendet, aber das Können hat freilich versagt, als die oberen Teile errichtet wurden. Besonders die erhaltenen Spitzen der Querschiffsgiebel lassen in ihrer dürftigen Form ein wahrnehmbares Erschlaffen des künstlerischen Geistes erkennen. Nicht winden sich
Abb. 22. Chorin. Schiff.
Nach Aufnahme von Hofphorograph F. Albert Schwartz. Berlin AVV. 87.
Krabben lustig an den Giebelleisten in die höhe, wie man es bei den ausgebildeten Bauwerken dieser Zeit zu sehen gewöhnt ist, noch krönen steile Fialen die Wandungen. Es ist mehr Straffheit in diesen Werkformen, die an und für sich den Zisterziensern naheliegt, in Chorin aber mit der Weichheit der anderen Teile in Widerspruch steht. Ein verhaltener Ernst klingt auch aus dem auffallend langen Langschiff, dem heute der südliche Seitenteil fehlt, um dann in dem östlichen Thor zu einem feierlichen Akkord auszuklingen. Wohl hat die spätere Zeit dem Bau übel mitgespielt — unter anderem sind dem östlichen Querschiff große Fenster eingebrochen worden — aber noch lebt die ehemalige Schönheit ungeschwächt in dem nördlichen Thor mit seiner gebrochenen äußeren Wandung — einer seltenen Erscheinung bei Zisterzienserkirchen! — und vor allem in den knappen Ausdrücken dieser architektonischen Sprache, die fast auf das Notwendige beschränkt ist und nur in der statischen Klarheit, in der bewußten Wahrheit ihrer Funktionen wirkt (Abb. 2s u. 22).
Auch die Romantik spricht in Thorin mit, die mil der Vergänglichkeit als einer besonderen ästhetischen Funktion rechnen darf, die indessen ihre Vollendung erst in der