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des Mittelschiffes und die fast schweren Formen der Seitenschiffe, soweit sich diese aus den Resten mutmaßen lassen. In diesen nordischen Gebieten, die erst verhältnismäßig spät der Mark angegliedert wurden, konnten weichere Formen nicht gedeihen. Auch in den spärlicheren Klosterbauten der Neumark nicht, deren bemerkenswertester Bau, das Kloster Marienwalde bei Arnswalde, von den Markgrafen Otto IV. und Konrad s286 gegründet, aber mit Mönchen aus dem Kloster Kolbatz besetzt wurde. Non hier aus sind wohl auch manche pommerschen Einflüsse gekommen, wie der aus sieben Seiten eines Zwölfecks bestehende, das Mittelschiff in gleicher Breite verlängernde Chor. In dem angeblichen Speicher aus dem 15. Jahrhundert treten diese pommerschen Eigentümlichkeiten auch noch an den Einteilungen der Außenwand hervor.
Im großen und ganzen kann man von Zinna aus die fortdauernde Entwicklung der Klosterbauten durch die ganze Mittelmark verfolgen. Die künstlerischen Beziehungen sind mit Ausnahme der Lausitz wohl nie ganz abgebrochen gewesen. In der Prignitz hingegen macht sich die Baukunst bereits früh selbständig, ohne indessen eine gleichwertige höhe zu erreichen. Vielleicht hat hier die Technik des Granitbaues, die wir nur in Zinna entwickelt finden, die bei den Kloster- bauten der Mittelmark bald verschwindet, es zu einer einheitlichen Bauweise nicht kommen lassen. Bei der Stiftskirche des Ende des s3. Jahrhunderts erbauten Nonnenklosters zu heiligengrabe steht freilich auch die Granittechnik nicht mehr auf der alten höhe. Auch sind Thor und Rauten aus Backsteinen, was vielleicht auf engere Beziehungen zu mecklenburgischen Klöstern deutet. Dagegen zeigt wieder der um ein halbes Jahrhundert jüngere Kreuzgang eine größere Reife, wenn auch seine breite Lagerung nicht so recht mit den Traditionen gleichzeitiger Zisterzienserbauten stimmen will (Abb. 25). Als ein treffliches Merk steht aber die Anfang des 15. Jahrhunderts errichtete Blutskapelle da, sowohl nach der vorzüglichen Technik wie nach den glücklichen und verhältnismäßig freien Verhältnissen. Bei dem blendenreichen Westgiebel, der vielfach bei den Dorfkirchen der Umgebung nachgeahmt worden ist (Alt-Krüssow, Falkenhagen, Wulfersdorf) ist die Gotik zu einer Entwicklung gelangt, die an Thorin erinnern läßt, wenn ihr auch die schöne Rhythmik dieses Baues fehlt (Abb. 24).
Eine gleiche Richtung läßt auch das etwa zwischen 1230 und 1240 erbaute Kloster Marienfließ oder Stepenitz erkennen; doch scheiterte das aus ornamentalen Erwägungen hervorgegangene Gliederungsprinzip an -er unüberlegten Planung der Fenster, die wahrscheinlich nach einem längeren Stillstehen des Baues von einer anderen Araft vollendet wurden. Macht das Bauwerk daher in vielen Beziehungen einen recht guten Eindruck, so wird es doch durch diese unruhige und unorganische. Weiterführung gestört.
Einen anderen Weg ging die mönchische Baukunst in der Lausitz, wo die Klosterkirche
Abb. 25. Klosterkirche in Dobrilugk.
Nach Aufnahme von Dir. Fr.Goerke. Berlin.