Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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Stellung errungen hatte wie jene älteren Hansestädte. Eine ganze Reihe von märkischen Stadtkirchen folgen dem Schema des Hallenbaues schon im Jahrhundert. So die Pfarrkirchen in Spandau, St. Nikolai in Jüterbog und St. Marien in prenzlau (Abb. 37), die bereits im 14. Jahrhundert ihre heutige Gestalt im wesentlichen erhalten haben, während auch das folgende Jahrhundert mit Vorliebe diese Anlage bevorzugte (Bernau, Guben, Luckau, Pritzwalk, Wittstock, Wusterhausen). Es kann bei dieser städtischen Richtung gar nicht weiter auffallen, daß die mehr dem geistlichen Einflüsse unterstehenden Aachen zu Wilsnack, Heiligengrabe, Alt-Krüssow (Wallfahrtskirchen!) und die dem Kloster Gottesgnade bei Calbe unterstellte St. Marienkirche in Jüterbog eine solche Anlage nicht ausweisen, während es die Unbefangenheit des Bischofs Johann von Deher bezeugt, daß er bei dem 1446 begonnenen Dom zu Für­stenwalde diese Hallenform offensichtlich von vornherein beabsichtigt hatte.

Die Stadtanlage. Die geschicht­lichen und ethnographischen Verhältnisse der märkischen Stadtanlage haben bereits im 3. Bande (S. 24 ff.) Beachtung gefunden; die künstlerische Seite verdient an dieser Stelle um so mehr Berücksichtigung, als sie jahrhunderte­lang nachwirkte und selbst in der Gegenwart noch Einfluß ausübt. Insofern ist das 13. Jahr­hundert für die künstlerische Anlage der Stadt von Bedeutung, weil gerade in dieser Zeit die meisten der märkischen Städte ihre endgültige Gestalt erhielten, und zwar wie es im Zuge der vorsichtigen und zögernden Politik der as- kanischen Fürsten lag nach einem erprobten Schema. Jedes Schema aber bringt Einengung der zufälligen Erscheinung, bringt Gesetzmäßig­keit mit, die für die künstlerische Physiognomie einer Stadt von wesentlicher Bedeutung ist.

Eine der charakteristischen Stadtanlagen aus der Aolonialzeit ist Gransee, das hier als Beispiel dienen mag. Andere, wie Berlin, Spandau, Havelberg sind in gleicher Weise von dem Geometer der Aolonialzeit aufgeteilt worden. In Gransee ist mit Außer­achtlassung etwaiger Unebenheiten des Geländes, das hier an den flachen Ufern des Jeronsees keine Schwierigkeiten bot, das Stadtgebiet in fast modern-amerikanischer Weise durch je drei rechtwinklig sich schneidende Straßen in neun geviertförmige Blöcke geteilt, deren mittelster als Markt offenblieb und die Pfarrkirche bzw. Rathaus aufnahm. Um diesen beinahe schachbrettartigen Aern sind unter Fortführung der Straßen weitere vier- . eckige Blöcke derart angeordnet, daß sie in westöstlicher Richtung besonders lang gezogen waren, um sich der im Rechteck herum geführten Stadtmauer, deren Ecken abgerundet waren, anzupassen.

Abb. 27. St. Marien in P renzlau.

Nach Aufnahme von Hofphotograph F. Alb. Schwartz. Berlin NW. 67.

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