Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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Provinz gelten darf, das auch durch die merkwürdigen Kratzputzbilder ein bedeutsames Denkmal ist (Abb. 42 u. 43 ). Auch das in Berlin leider jetzt verschwundene Haus der Fa­milie Blankenfelde entstammte den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts. Ziehen wir noch einige Reste in Berlin (Heiligegeiststraße 45), Spandau und Frankfurt zu Rate, dann können wir uns ein freilich immerhin noch dürftiges Bild von der künstlerischen Er­scheinung des ältesten märkischen Massivbaues machen. Dabei überrascht nicht nur die strenge architektonische Form der einzelnen Bauglieder, sondern auch die Gesamtanlage, die sich weniger, als man erwarten sollte, an das niederdeutsche Bauernhaus als an eine ältere germanische Hallenform anschließt, die aus langobardischen Gesetzen literarisch, an der Königspfalz in Goslar und dem Landgrafenhause auf der Wartburg auch durch Beispiele bezeugt ist. Daraus wird man natürlich nur folgern können, daß sich unter den Patriziern Elemente befanden, die. aus höheren Schichten kamen und dement-

Abb. 41. Haus des Ghiso in Brandenburg a. d. H.

AusDie Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg".

sprechend höhere Bauanforderungen stellten. Der größere Teil der Bürger begnügte sich mit Fachwerkhäusern, von denen die ältesten frühestens aus dem 45 . Jahrhundert stammen. Es wird schwer festzustellen sein, ob schon die älteren Fachwerkhäuser eine besondere Ausbildung hatten, nahe genug liegt es; denn der Typus mit dem steilen vorkragenden Geschossen des Giebelhauses, den wir im 45. Jahr­hundert als ein Ergebnis festumgrenzten Gewerbes sehen, der wird auf einer Überlieferung beruhen und dem niederdeutschen Bauernhause nicht fernstehen. Das ehemalige mächtige Treppenhaus, das nicht selten durch zwei Stockwerke reichte, erinnert an die niedersächsische Diele; die treffliche Zimmerarbeit bezeugt eine hoch ent­wickelte Technik. Sie zeigt auch in der stilistischen Gleichheit der einzelnen landschaftlichen Gebiete, daß wir es nicht mit Resten ehemaliger Bauernkunst, sondern mit einem Berufsgewerbe zu tun haben.

Die Kennzeichen der bürgerlichen Kunst sind die engen Beziehungen zu dem Ge-