Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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ruhigen Hintergrunds stehen. Trotz dieser offenbaren Schwächen, die einer übersprudelnden Künstlerphantasie entstammen, zeigt das Grabmal manche Feinheit in der Ausführung, eine solche Beherrschung der Einzelformen, daß man es an die Spitze der vorschlüterschen Zeit setzen darf. Der Künstler ist unbekannt; es ist jedoch nicht zu weit gegriffen, wenn man ihn in dem Kreise suchen will, dem auch die schönen Holzwerke im Innern der Plattenburg entstammen. Das ist insofern für die Kunst in Brandenburg von Be­deutung, als es eine tatsächlich vorhandene Landeskunst belegt, nicht eine vereinzelte, von fremder Hand ausgeführte Leistung. Diesem Werke gegenüber hat selbst die Berliner Plastik einen schweren Stand, die ein Hauptwerk in dem Röbelschen Grab­denkmal der Marienkirche hinterlassen hat. Es lehnt sich an die übliche Art der architektonischen Gestaltung an, reich mit Wappen und allegorischen Gestalten geschmückt; indessen tritt doch schon eine Ermüdung ein, die zu Häufungen, ja selbst zu Gewalt­samkeiten greift, um die innere Leere zu verdecken. Trotzdem beweist es, daß der Dreißig­jährige Krieg bis zum Jahre 1630 keineswegs jede künstlerische Energie unterdrückt hat die bösesten Jahre sollten freilich erst kommen!, sondern daß der Zeiten Ernst noch nicht den Künstlern in den Arm ge­fallen war. Die plastische Kunst selbst verrät indessen einen starken Mangel an frischem Leben. Es ist völlig untergegangen in dem technisch schweren Ringen, aus dem Gestein eine plastische Wirkung herauszubringen, die doch wieder nur im Groben Ausdruck ge­winnt. In der Art des Aufbaues, in den weitausladenden Gesimsen und Kartuschen erinnert das Grabmal an italienische Vor­bilder, in der derben Ornamentik an die Skulpturen des Ribbeckschen Portales. Ein­zelne Formen bei diesen und anderen gleich­zeitigen Werken klingen schon an den Barock an, aber die typische Gebundenheit des Handwerkes gestattete doch nicht, sie weiter zu ent­wickeln, als es die Aeitmode erlaubte. Was überhaupt die Plastik in der Zeit des Krieges einte, ist der offenbare Stillstand, der mit dem Schwinden des Wohlstandes die Kunst lang­sam und sicher auf den Boden trivialer Nützlichkeit zieht (Abb. 77 u. 88).

Auch in der Malerei. Nicolai,1) der mit Spürsinn alle Namen von Künstlern zu­sammengetragen hat, nennt für 1602 die Bildnismaler Nathan Maw aus Arnswalde und Martin Schulze, die nach der Zahl ihrer "Gesellen" reichlich zu tun hatten und wohl neben ihrem Amt als Hofmaler auch in größeren dekorativen Arbeiten tätig waren. Von den Malern Gallus Rittner und Hans Greben, von Meister Tobias und Johann Möller sind nur die Namen und kärgliche Nachrichten überliefert. Haben sie Erhebliches geleistet und wir wollen es annehmen dann ist es verschwunden, wie so manche Pracht, die in den Schrecken des großen Krieges untergegangen ist.

1) Nicolai, Nachrichten von den Baumeistern, Bildhauern, Kupferstechern usw. und anderen Künstlern, welche vom 13. Jahrhundert bis jetzt in und um Berlin sich ausgehalten haben, und deren Kunstwerke daselbst noch vorhanden sind. Berlin und Stettin 1786.

Abb. 76. Grabmal Bernd von Schulenburgs in Brandenburg.

Nach Aufnahme von Dir. Fr. Goerke. Berlin.

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