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Abb. 99. Katholische Kirche in Neuzelle.
Nach Aufnahme von Hofphotograph J. Alb. Schwartz. Berlin m 87.
Grundlage. Sie verlor dabei zunächst zweifellos an geistigem Inhalte, aber sie wurde auch infolge der Aufnahme fremder Einflüsse wieder entwicklungsfähig. Der Große Kurfürst bevorzugte^ wie wir gesehen haben, hauptsächlich Holländer, die einer fast bäuerlichen Natürlichkeit huldigten. Von ihnen blieb eine große Zahl in Brandenburg und wirkte auch unter seinem Nachfolger, der, unter dem Einflüsse Ludwigs XIV. stehend, Franzosen begünstigte. Da sich in Berlin bereits zahlreiche Hugenotten befanden, so wurzelten sie schnell ein in dem brandenbur- gischen Boden. Zu dem holländischen Naturalismus gesellte sich daher bald ein strengerer Formalismus, der stellenweise bis zur Manier erstarrte. Indessen kamen doch schon unter dem Einflüsse der Fremden auch Einheimische langsam zu Geltung, die im Verein mit den seßhaft gewordenen Fremden eine besondere Berliner Schule schufen. Zunächst noch ohne feste Eigenart, bis sie unter der mächtigen Führung Schlüters sich einem lebensfreudigen, aber recht dekorativen Barock zuwandte, der besonders in der Bildhauerei und in der Kleinkunst Bedeutendes leistete, in der Architektur jedoch durch französische Einflüsse bald lahmgelegt wurde.
Schlüter war, wie wir uns erinnern, als Bildhauer nach Berlin gekommen. In seiner früheren polnischen Tätigkeit kam er wohl oft schon in Berührungen mit italienischen Künstlern, die infolge einer, auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich unternommenen Studienreise nach Italien noch enger wurden. Eine Frucht dieser Reise war jedenfalls die jetzt in Königsberg i. Pr. aufgestellte Statue Friedrichs, die freilich nur in der Imperatorentracht italienische Einflüsse andeutet, die in dem
gesunden, vielleicht etwas starken Be- 1 0 0 Katholische Kirche in Neuzelle.
^ 1 Nach Aufnahme von Hofphotograph J. Alb. Schwartz.
wegungsrealismus aber durchaus deutsch Berlin E 87.