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Residenz gerichteten Überlieferungen in vollem Umfange wieder auf. Bei seinem Regierungsantritte zählte Potsdam 220 Häuser; als er die Augen schloß, hatte sich die Anzahl verfünffacht. Er bewies sich hier wie in Berlin als ein Städtegründer, der neben den einfachen Bürgerhäusern auch größere öffentliche Anlagen schuf. Bon dem holländischen Viertel haben wir bereits Aenntnis genommen; in der Nähe entstand das reizvolle Tabakhäuschen. h Ein großes Militärwaisenhaus, dem leider die Marienkirche bei Brandenburg a. d. H. zum Opfer fiel (s. S. 15), das Rathaus, Schulen, mehrere Kirchen bildeten architektonische Steigerungen, zwischen denen die Fachwerkhäuser der Bürger standen. Nur wenige sind davon noch erhalten, darunter die schöne, offenbar von Gerlach 1739 erbaute Stadtschule, eines der reizvollsten Gebäude Potsdams. Ein überaus fein
Abb. 108. Backsteinhaus in Potsdam (Junkerstraße).
gestimmter Rhythmus ist ihm eigen, zugleich mit einer maßvollen Verwendung des Putzes, die geradezu mustergültig ist. heute ist noch das Jägertor, als letztes der von Friedrich Wilhelm gebauten Tore vorhanden. (Abb. 109).
Als Stadtschöpfung zeigt Potsdam die gleichen Grundsätze wie Berlin. Während in den älteren Stadtteilen die wenigen Hauptgebäude und die alten hofstellen dem durch die Zufälligkeiten des Verkehrs oder örtlicher Umstände geschaffenen, selten gerade verlaufenden Straßenzügen folgen, verlaufen diese in den planmäßig und übersichtlich von Gerlach angelegten Neustraßen durchaus regelmäßig, nur in den zusammenhängenden Systemen ein wenig variiert. Mehr als in den Stadtschöpfungen seiner Vorgänger tritt hier die Überlegenheit bewußter künstlerischer Voraussicht auf, die nicht die Einzelheit, sondern das Ganze sieht. Line jede bewußte Stadterweiterung hat, soweit nicht Berg
1. ) Siehe Netto, Ostasiatische Kunst in Potsdam. Potsdam 1910