formen und ein Verständnis für Proportionen eigen, die als Erbschaft der ersten Königs- zeit ihren Einfluß behielten und vielleicht die letzten Äußerungen der französischen Kunst in Berlin darstellen. Als ein sichtbares Zeichen der modernen Städtekunst trugen alle diese Bauten das französische Mansardendach, eine Dachform, die den Häusern nicht nur den Charakter heimeliger Wohnlichkeit gaben, sondern die auch als künstlerische Notwendigkeit sich vorzüglich dem geraden Straßensystem anpaßten.
Wenn dem Könige persönlich der holländische Stil am meisten zusagte, so war er doch kein unbedingter Gegner der anderen Kunstrichtungen. In Berlin wenigstens setzte er seinen Baumeistern keinen Widerstand entgegen, wenn sie öffentliche und private Bauten mit der Kunst seines Vorgängers in Einklang zu setzen versuchten. Dagegen zog er da, wo er sich gern längere Zeit aufhielt, unbedingt die holländische Kunst vor. So erstand 1718 das einfache, aber behagliche Jagdhaus in Königs-Wusterhausen als ein hollän-
Abb. 107. Kammergericht in Berlin, von Gerlach.
Nach Aufnahme von Hofpbowgraph F Schwurtz. Berlin RW. 87.
discher Ziegelbau. Ihm ähnlich ist das vier Jahre vorher in der Umgebung Potsdams geschaffene Jagdschloß Stern. Dem Könige schien offenbar diese einfache Art ausreichend, um ein behagliches Heim zu schassen. Daher ließ er auch durch Boumann d. A. die vier Stadtviertel, die er in Potsdam anlegen ließ, die freilich erst nach seinem Tode vollendet wurden, in gleicher Art Herstellen und selbst im Innern holländisch ausstatten (Abb. s08). Sie sind ohne besonderen Aufwand, aber doch in einer ausgezeichneten Technik und recht gefälligen Verhältnissen geschaffen. Bei größeren Bauaufgaben, die zugleich repräsentieren sollten, ließ er indessen seinen Architekten ziemlich freie Hand wie in Potsdam, seinem Lieblingsaufenthalte, den er in seiner Regierungszeit nicht weniger als dreimal erweitern ließ.
Seit Joachim I. bewabrten die Hohenzollern eine treue Vorliebe für diese Havelstadt. Der Große Kurfürst stellte die Stadt nach dem Dreißigjährigen Kriege wieder her, erweiterte sie und führte das Schloß neu auf. Friedrich I. ließ dann die Stadt und das Schloß weiter ausbauen; doch nahm erst Friedrich Wilhelm I. die auf Bildung einer