Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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Abb. 110. Schloß in Sorau.

AusStille Winkel der Mark Brandenburg". Vila-Verlag-Berlin.

von den Stadtverwaltungen errichtete Anlage lassen erkennen, daß das Fachwerk dem Ziegelbau mit Mörtelüberwurf gewichen, und daß hier die hauptstädtische Richtung eine gute Schule auch für den Maurermeister in der Kleinstadt geworden war. Das ehe­malige Gymnasium in Cottbus von 1715 steht noch im Banne sächsischer Überlieferungen, indessen ist der Wiederaufbau der 1 708 abgebrannten Stadt Grossen im engen Anschlüsse an die Berliner Richtung er­folgt. Diese ruhigen, nur mäßig gegliederten Fassaden mit den hohen und charak- teristischenMansardendächern zeigen, wie sicher und klar die Architekten die großen Einheitsgedanken der Ber­liner Kunst zu werten verstanden. In anderen Städten: Lychen, Frankfurt,

Cöpenick, Charlottenburg u. a. sind zahlreiche gleichartige Bürgerhäuser entstanden.

Auch der Schloßbau ist nicht ohne Förderung geblieben. Der Vierflügelbau, den wir besonders auf dem sächsischen Grenzboden kennen gelernt haben, hat sich hier in räum­licherer Weise entfaltet. Wieder ist es ein Promnitz, der 1716 in Sorau ein neues und umfangreiches Schloß aufführte, dessen Archi­tektur sichtbar von Dresden aus beeinflußt wurde (Abb. 110). In gleicher Weise erbauten die Grafen von Schulenburg in Lieberose ein vierflügeliges Schloß, das, besonders durch die barocke Innenarchitektur, nach Berlin weist. Unmittelbare Beziehungen bestehen auch zwi­schen der Residenz und Schwedt, wo der Mark­graf Philipp Wilhelm, der Schwiegersohn des Königs, das Schloß durch Dietrichs und Böhme erweitern und ausbauen ließ. Einzelheiten lassen vermuten, daß das Schloß in Ghar­lottenburg als entferntes Vorbild gedient habe. Der Norden Brandenburgs schloß sich in seinen Schloßbauten nicht an seinen alten Burgtypus an, sondern bevorzugte einen Einflügelbau, dessen hervorragendster Vertreter das nunmehr abgebrannte Schloß Eldenburg war, das aber mehr durch seine Verhältnisse als durch besondere Kunstformen wirkte. Reizvoll war das kleine Gutsschlößchen in Schmerwitz bei Belzig, bevor es durch neuere Anbauten im ist. Jahrhundert um seine künstlerische Wirkung kam (Abb. 111), schwerer, aber klar in seinem Ausbau das in Friedrichsfelde von M. Böhme (Abb. 112).

Abb. 111. Schloß Schmerwitz bei Belzig.