Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
Seite
210
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6. das Lied auf den Kampf zwischen Schievelbein und Belgard,

7 . das Lied von Jan Kuck, 1478 (Überfall der Stadt Beelitz).

Werner von Kalbe, der gute Mann,

Er griff die Feinde so herzhaft an,

Er griff wohl zu dem Schwerdte.

wer nun ein Edelmann will seyn,

Der steche wohl in die Pferde."

Die Eroberung

Wir wollen singen ein Liedchen neu.

Nach dem Winter kommt uns der Mai,

Das haben wir wohl vernommen;

Fest' Angermünd genommen ward,

Das mochte dem Markgraf frommen.

Bischof Magnus, der viel edle Mann,

Stieg zum ersten auf der Mauer 'nan. vor allen Havelleuten, verdiente wohl vier und fünfzig Schock Mit seinem kühnen Streiten.

Jancke von Briefen ließ sich verjagen von Angermünd nach Greiffenhagen, verkündete neue Mähren Zu Stettin an des Herzogs Hof,

Sprechend zu seinem Lrbherren:

Gnädiger Herr, das sey euch bekannt,

Fest' Angermünd das Stolpenland Das ist so gar verdorben.

Das thät euch Markgraf Friedrich,

Sie sprachen, er wäre gestorben."

Der Herzog ließ zusammen dahin

Der Deutschen noch mehr denn der Polen ziehn,

Selbst ritt er an der Spitze.

So ritten sie aus Vierraden von dann.

Es folget Stade und alle gute Mann,

Bei meiner Pudelmütze!

Sie kamen vor Angermünd auf den plan,

Die Thore wurden ihm weit aufgethan,

Er ritt hinein mit Schalle.

Sie riefen zumal: Stettin, Stettin I Brandenburg kommt zu Falle!"

Die Gans von Puttlitz lag hinter dem Graben, Sie streckte den Hals gar grimmig erhaben Wohl über die Greiffen alle, die (Freisten Hatten die Flügel verloren,

Die Adler thät Beben ergreifen.

Werner von Kalbe, der gute Mann!

Er ward wohl durch und durch gerannt.

Das war der größte Schade,

Den die von Stendal haben gethan.

Gott gebe ihm seine Gnade.

von Angermünde.

Die Gans war des Muthes also voll,

Durch die Mauer brach sie hindurch wie toll Durch die harten Feldsteinen.

Da sie auf den Markt nun kamen,

Da waren ihrer zehn für einen.

Die Schwerster giengen den klinker den klang, Herr Detlov von Schwerin ward sterbenskrank, Den Preis wollt' er erwerben;

Deß mußte Detlov von Schwerin vor seinem Erbherren sterben.

Der Herzog seufzte, da et sah,

Daß Herr Detlov also lag vor ihm da. Gespaltet wie ein Braten:

Ach milder Christe vom Himmelreich, wären wir zu Vierraden."

Da sprach des Herzogs nächster Knecht:

Ach gnädiger Herr, mir wär' es recht, wären wir weit aus den Thoren;

Ich schwöre euch bei meiner Treu,

Den Preis haben wir verloren.

Der Herzog kam wohl aus den Thor'n,

Dem Rosse gab er sobalde die Spor'n,

Sein Dräuen mußt' er lassen.

Hin zu Vierraden ins hohe Haus Dahin ward er gelassen.

Er ging hinein ins hohe Haus,

Sein Haupt steckt' er zum Fenster hinaus Voll Jammer und voll Leiden:

Fest' Angermünd, du viel gute Stadt, wie kläglich muß ich von Dir scheiden I"

Der uns dies neue Liedchen sang,

Ein Schmiedeknecht ist es stark und lang.

Es thät ihm gut bedünken.

Ein Hämmerchen führt er in seiner Hand.

Gut Bierchen mag er wohl trinken.